Hagen. Die Stadt Hagen muss sich mit einem Dekra-Prüfbericht auseinandersetzen. Darin werden sicherheitsrelevante Mängel am Kunstquartier festgestellt, die bis April 2014 zu beseitigen sind, um eine Schließung der Museen abzuwenden. Auch im angegliederten Restaurant wurden erhebliche Mängel festgestellt.

Die Stadt Hagen steckt in einem großen Dilemma: Einerseits muss sie bis zum April 2014 sicherheitsrelevante Mängel an der Technik des Kunstquartiers beseitigen. Sonst, so die Maßgaben aus einem Dekra-Prüfbericht, ist der Weiterbetrieb des Hauses gefährdet. Andererseits verbietet das gerichtlich angeordnete und noch immer nicht abgeschlossene Beweissicherungsverfahren, dass flächendeckend nachgebessert werden darf. Eine Zwickmühle, für die die Stadtspitze noch keine abschließende Lösung präsentieren kann, wie man ihr entrinnen möchte.

Noch bei der ursprünglichen Bauabnahme zur Eröffnung des Kunstquartiers im Jahr 2009 hatte der TÜV keine Mängel festgestellt. Offenbar hatte der Prüfer damals nicht seinen besten Tag, denn schon wenig später stellte die Hagener Gebäudewirtschaft eine etwa 200 Punkte umfassende Mängelliste zusammen, die letztlich zum Auslöser des inzwischen seit etwa zwei Jahren laufenden Beweissicherungsverfahrens wurde. Dabei sollen die vielfältigen baulichen Defizite des Objektes von einem neutralen Gutachter verifiziert und Verantwortlichkeiten vom Gericht festgehalten und den einzelnen Gewerken zugeordnet werden.

66 Mängel bereits in den Fokus genommen

Baudezernent Thomas Grothe bestätigte im Gespräch, dass der Verwaltungsspitze ein Teilgutachten aus dem Verfahren vorliege, bei dem 66 Mängel bereits in den Fokus genommen und der Stadt in ihrer Auffassung bei zwei Dritteln Recht gegeben wurde. Das eröffnete der Stadt zuletzt die Möglichkeit, die Steuerung der Wärmepumpen in dem Glaspalast zu optimieren. Mit Erfolg – der Energieverbrauch ist prompt unter die Hälfte der vorherigen Werte gesunken.

Doch mit dem Dekra-Prüfbericht – die Untersuchung fand am 25. April 2013 statt und liegt der Verwaltung seit Oktober vor – sind weitere Mängel im Kunstquartier, darunter auch durchaus sicherheitsrelevante Aspekte, aufgetaucht. Der von der Gebäudewirtschaft im Rahmen der NRW-Prüfverordnung beauftragte, 62-seitige Bericht hat sich mit 503 Kontrollpunkten im Gebäude auseinandergesetzt, und ist dabei beispielsweise über unzulässige Ventile oder nicht zertifizierte Klappen und Anschlussstutzen in der Brandschutzanlage gestolpert. Aber auch in der Lüftungsanlage des angegliederten Restaurants wurden bei der Flanschtechnik erhebliche Mängel festgestellt, die von der Krombacher-Brauerei als Pächter prompt abzustellen sind.

Nachbesserungsarbeiten kosten einen Millionenbetrag 

Der Dekra-Prüfer hat seine Prüfbescheinigung mit der Defizitliste den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend auch an das Bauordnungsamt weitergeleitet. Darin die ausdrückliche Maßgabe: „Die als sicherheitsrelevant gekennzeichneten Mängel sind unverzüglich, jedoch nicht später als bis zum 30. April 2014 zu beseitigen.“

Für diesen Tag ist bereits ein Nachprüfungstermin anberaumt. Bislang geht man bei der Stadt davon aus, dass für die Nachbesserungsarbeiten aus dem Beweissicherungsverfahren ein Millionenbetrag anfällt.

25,5 Millionen stecken im Kunstquartier

Am 28. August 2009, pünktlich zum Geburtstag von Emil Schumacher, wurde das Hagener Kunstquartier offiziell eröffnet. Die Gesamtkosten lagen bei 25,5 Millionen Euro, 6,3 Millionen Euro davon übernahm die Stadt Hagen.

1050 Quadratmeter Ausstellungsfläche hat das Emil-Schumacher-Museum. Weitere 2440 Quadratmeter misst das Ernst-Osthaus-Museum.

Geld, das die Stadt natürlich nicht besitzt, das aber auch die verantwortlichen Fachfirmen nicht tragen werden, solange das Verfahren zu Beweissicherung nicht abgeschlossen ist.

„Wie die Zukunft des Kunstquartiers ab April 2014 aussehen könnte, soll in den nächsten Wochen an einem runden Tisch mit den Beteiligten erörtert werden“, zeigt sich Grothe optimistisch, dass eine Schließung der Museen abgewendet werden kann.