Hagen. . Mehr als 34.000 Besucher haben in diesem Jahr schon das Hagener Kunstquartier besucht. Ein ähnliches Niveau erreichte das Haus bislang nur im Kulturhauptstadtjahr 2010.
Vor allem dank der Otto-Modersohn-Ausstellung im Karl-Ernst-Osthaus-Museum erlebt das Hagener Kunstquartier nach den eher flauen Zahlen in 2012 (23.673 Interessenten) in diesem Jahr einen respektablen Besucheraufschwung. Bis zum vergangenen Wochenende wurden exakt 34.414 Gäste an der Hochstraße begrüßt – 30.437 von ihnen zahlten für ihre Eintrittskarte. Damit nähern sich die Zahlen dem bisherigen Rekord im Kulturhauptstadtjahr 2010 an, als direkt nach der Wiedereröffnung mit dem angegliederten Schumacher-Komplex stolze 41.138 Menschen die gläserne Rundtür durchschritten.
Erstes Halbjahr besonders stark
Vor allem die ersten beiden Quartale – der retrospektivische Streifzug durch sämtliche Schaffensphasen des Künstlers lief vom 27. Januar bis 21. April – profitierten bilanziell von der exorbitanten Resonanz auf die Modersohn-Schau. Steigerungsraten von 117 Prozent von Januar bis März sowie von 130 Prozent von April bis Juni im Vergleich zum Vorjahr beweisen eindrucksvoll, dass das Team um Osthaus-Museumsdirektor Tayfun Belgin mit dieser Ausstellung den Nerv des Publikums voll getroffen hat. Angesichts dieser Zahlen kann es das Kunstquartier auch durchaus verkraften, dass im Sommerquartal von Juli bis September nur noch 4724 Museumsbesucher gezählt wurden, 21 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2012.
Bei der Vorlage der 2012er-Besucherzahlen kündigte Kulturdezernent Thomas Huyeng zu Beginn dieses Jahres an, dass sich das Kunstquartier in Zukunft nicht bloß mit attraktiven Ausstellungskonzepten als Publikumsmagnet etablieren, sondern auch im Bereich Marketing, bei den sozialen Medien sowie auch bei der Besucher-Analyse weiterentwickeln wolle. Im Gespräch mit dieser Zeitung äußerte sich der Beigeordnete zur bisherigen Umsetzung dieser Offensive:
Sie planten zu Jahresbeginn eine Marketing-Strategie u.a. durch den Einsatz von Facebook, Twitter und Blogs. Was wurde auf diesem Weg bislang erreicht?
Thomas Huyeng: Seit Anfang September 2013 ist das Osthaus-Museum im Social Web aktiv – mit einer eigenen Fanseite auf Facebook seit 3. September. Und bei dem Microbloggingdienst Twitter unter dem Namen OsthausMuseum seit 5. September. So wurde die Ausstellung „Hagener Künstlerinnen und Künstler“ durchgehend durch Postings auf Facebook begleitet, auf Facebook wurden aber auch Veranstaltungstipps aus dem Fachbereich Kultur und zu Ausstellungen in anderen Städten veröffentlicht.
Auf Twitter nahm das Osthaus-Museum zudem am weltweiten „Askacurator-Day“ am 18. September teil. An diesem Tag wurden Ausstellungsmacher von über 500 Museen dieser Welt von Twitter-Nutzern mit Fragen überhäuft. Hier eine Zusammenfassung. In der Folge entstanden Blogartikel, die auch Statements des Osthaus Museums aufgriffen, unter anderem im Blog des als „Museumsheld“ bekannten Sebastian Hartmann, und im Blog der „Kulturkonsorten“-Mitstreiterin Tanja Praske. Die Zusammenarbeit mit Bloggern ist ein weiterer wichtiger Teil der Arbeit im Bereich Social Media, so verfasste die Bloggerin Birgit Ebbert für ihren Blog zehn Interviews mit Hagener Künstlern anlässlich der Ausstellung im Museum.
Gegenüber dem Kulturausschuss stellten Sie im Februar auch einen gemeinsamen Marketing-Auftritt mit dem Schumacher-Museum (ESM) in Aussicht – entsprechende Gespräche würden bereits geführt. Wie weit sind diese gediehen?
Huyeng: Wir führen zurzeit Gespräche mit dem ESM bezüglich einer Marketingstrategie. Es ist ein Konzept erstellt worden, das sowohl von den Museumsleitern wie auch deren Fördervereinen diskutiert wird. Gemeinsame Marketingaktivitäten gibt es bereits seit Jahren, beispielsweise werden in der Wochenzeitung „Die Zeit“ jede Woche kleine Anzeigen geschaltet, die Auskunft über das Programm beider Museen geben. Gerade ist der Band „Museumsschreiber-Kunstquartier Hagen“ erschienen mit einem Text der Ernst-Meister-Preisträgerin Marion Poschmann. Eine Matinée, in der Marion Poschmann ihren Text, der sich auf beide Museen bezieht, lesen wird, ist in Planung.
Eine tiefergehende Befragung unter den Kunstquartier-Besuchern, so Ihre geäußerte Idee in einem Interview mit dieser Zeitung im Januar, solle Herkunft und Interessen ermitteln, um darauf aufbauend konzeptionelle Strategien abzuleiten. Wo stehen Sie da heute?
Huyeng: Im Kunstquartier wird mit jedem Kauf einer Karte der Besucher nach seiner Herkunft (Postleitzahl) gefragt. Wir können also unsere Besucher verorten. Für eine professionelle Befragung fehlt zurzeit leider das Geld, eine solche ist aber intendiert. Im Rahmen der zukünftigen gemeinsamen Marketingstrategie sollen entsprechende Befragungen Berücksichtigung finden.