Guildo Horn bei der „Rocky Horror Show“ in Hagen kein Star
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Hagen. Guildo Horn geht mit der „Rocky Horror Show“ am Theater Hagen in die Verlängerung. Bereits in der dritten Spielzeit steht er als Riff Raff auf der Bühne. Im Interview spricht der Sänger über das Älterwerden, Teamarbeit und seinen Einsatz für die Aktion Mensch.
Deutschlands bekanntester Nussecken-Fan steht wieder im Theater Hagen auf der Bühne. Das Erfolgs-Musical „Rocky Horror Show“ geht jetzt in die dritte Spielzeit. Guildo Horn mischt als Riff Raff die Szene auf. Im Interview mit unserer Zeitung spricht der Sänger über Teamarbeit, Älterwerden und seinen Einsatz für die Aktion Mensch.
Die Rocky Horror Show geht in die Verlängerung. Macht es noch Spaß, mit den Außerirdischen zu spielen - oder wird es zur Routine?
Guildo Horn: Beides. Ich mag es eigentlich ganz gerne, ein Stück oft zu spielen, weil es einem dann so in Fleisch und Blut übergeht. Außerdem finde ich die Hagener Besetzung klasse, angefangen bei Henrik Wager als Frank’n’Furter, der die Sache unglaublich nach vorne zieht, weil er ein ganz toller Darsteller ist und ein wundervoller Sänger. Es ist einfach ein guter Trupp in Hagen.
Wie ist es, der Star im Ensemble zu sein?
Guildo Horn: Ehrlich gestanden, mache ich mir über solche Dinge wenig Gedanken. Die Prominenz, die geht nach außen, die ist ein Vehikel, um Werbung zu machen und mehr nicht. Innerhalb des Teams hat es keine Relevanz, ob man berühmt ist oder nicht. Natürlich gehört es zu meinem Leben, mit dem Bekannt-zu-sein-Stigma durch die Gegend zu laufen. Das hat Vor- und Nachteile. Wenn ich ins Schwimmbad gehe, hat es extreme Nachteile. Wenn ich irgendwo hinkomme und eingeladen werde, hat es möglicherweise Vorteile, falls ich das überhaupt akzeptiere. Aber in so einem Team geht es einfach nur um die Arbeit.
Guildo Horn
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Und die Kollegen knien nicht vor Ehrfurcht nieder?
Guildo Horn: Nein. Normal ist, dass die Kollegen erst mal schauen, wie benimmt der sich, wenn man irgendwo hinkommt und bekannt ist. Aber ich bin von meiner Band gewohnt, mit anzupacken. Ob man nun Techniker ist oder Chorsänger oder Karten verkauft: Wir sind zusammen ein Team. Und dieses Team ist stark. Da gibt es keinen Grund für einen Einzelnen, die Nase hoch zu tragen.
Vor ein paar Monaten sind Sie 50 geworden. Wird Riff Raff jetzt altersmilde?
Guildo Horn: Früher hatte ich ja ein Künstleralter. Ich habe mich immer zehn Jahre älter gemacht, weil ich den Schlager retten wollte, und einem älteren Menschen hat man diesbezüglich mehr zugetraut, so lautete ungefähr die Idee. Nein, ich lebe gut, auch im hohen Alter. In den letzten Jahren habe ich viel Erfahrung gesammelt. Ich finde 50 total genial, weil man genau weiß, was man will, man weiß, wofür man seine Kraft einteilt.
Horn ist bekennender Vater und ein sozial engagierter Künstler
Sie sind bekennender Vater. Hat die Geburt Ihres jüngsten Kindes Auswirkungen auf Ihre Karriere?
Guildo Horn: Ja, ich mache nur noch, was mich interessiert. Ich habe absolut keine Lust mehr, allein für Geld in Sachen reinzugehen. Und ich achte darauf, dass ich viel zu Hause sein kann, denn ich möchte mir später nicht sagen müssen: Von dem Großwerden deines Kindes hast du nichts mitgekriegt.
Das Publikum kennt Sie in schrillen Klamotten auf der Bühne. Guildo Horn führt aber ein Doppelleben: Gemeinsam mit Behinderten testen Sie zum Beispiel für die Aktion Mensch Wahllokale oder Kinos auf Barrierefreiheit. Kein anderer deutscher Künstler engagiert sich so für Menschen mit Behinderung. Warum ist Ihnen das wichtig?
Guildo Horn: Weil es mir so viel Spaß macht und ich so viel daraus gelernt habe. Behinderung ist ja nur ein Aspekt von einem Menschen. Mich interessiert der Mensch, nicht die Behinderung. Und ich trete für eine Gesellschaft ein, in der man gegenseitig voneinander lernen kann. Deshalb ist mein Engagement eher auch so ein bisschen als Lebenshilfe für Nichtbehinderte gedacht, um die Angstschwelle abzubauen.
Guildo Horn
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Kann man mit diesem Engagement etwas bewirken?
Guildo Horn: Den Guildo Horn habe ich seinerzeit als komplette Kunstfigur aufgebaut und wollte nur Spaß haben. Ich wollte auch nicht, dass bekannt wird, dass ich Diplompädagoge bin. Aber nach dem Grand Prix hat man mir meine Kunstfigur eh mehr oder weniger entrissen, weil man soviel herumgegraben hat, wer sich denn hinter Guildo Horn verbirgt. So sind diese beiden Identitäten irgendwann zusammengeflossen.
Und ich habe gemerkt, dass es ganz gut ist, wenn du mit deinem Gesicht Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit generieren kannst, die du dann für Sachen einsetzen kannst, die dir wirklich wichtig sind. Nicht um die Welt zu verbessern, ich mag keine Zeigefinger. Man soll die Welt einfach ein bisschen durch die Hornbrille sehen, und wenn man einen Behinderten trifft, soll man nicht in Mitleid ausbrechen, sondern erst mal den Menschen sehen und zusammen lachen, dann ergibt sich alles andere wie von selbst.
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