Südwestfalen. . Der Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie aus Bayern überzeugt auch die Arbeitnehmer in Südwestfalen. Arbeitgeber und Metaller hatten sich in der Nacht zu Mittwoch auf eine mehrstufige Erhöhung um 3,4 und 2,2 Prozent geeinigt. Durch die niedrige Inflation bleibt ein deutlicher Reallohn-Zuwachs.
In der größten deutschen Industrie steigen die Löhne deutlicher als in den meisten anderen Branchen. Die 3,7 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie erhalten nach zwei Nullmonaten ab Juli 3,4 Prozent mehr Geld. Im Mai 2014 folgt eine weitere Anhebung um 2,2 Prozent. Der Tarifvertrag gilt bis Dezember 2014.
Dieses Ergebnis erzielten die IG Metall und Arbeitgeber in Bayern – zunächst nur für die dort 700 000 Beschäftigten. Es wird aber damit gerechnet, dass der Abschluss bundesweit anerkannt wird. In Düsseldorf beraten Gewerkschaft und Arbeitgeber am heutigen Donnerstag die Übernahme für NRW.
Die mehrstufige Erhöhung entspricht aufs Kalenderjahr bezogen nach eigenen Berechnungen einer Steigerung von knapp 3,1 Prozent. Für die Beschäftigten ist diese Zahl entscheidend, weil sie sich mit der Teuerungsrate vergleichen lässt. Die liegt derzeit bei 1,2 Prozent. Bleibt sie so niedrig, können sich die Metaller von ihrem Lohn künftig deutlich mehr kaufen – der Reallohn-Zuwachs läge bei fast zwei Prozent.
„Verschiebebahnhof“ verhindert
Entsprechend zufrieden äußerten sich Gewerkschafter aus Südwestfalen zum bevorstehenden Abschluss. „In den Betrieben herrscht allgemeine Zufriedenheit“, sagte Wolfgang Werth, Geschäftsführer der IG-Metall Arnsberg. Er spricht von einem guten Ergebnis, „sowohl in der Höhe, als auch in der Laufzeit“. Ähnlich äußerte sich Hartwig Durt, Geschäftsführer der IG-Metall Siegen: „Die Erwartungen der Kollegen wurden erfüllt.“ Sei das erste Angebot der Arbeitgeber noch „ziemlich vergiftet“ gewesen, habe man nun ein gutes Ergebnis erzielt. „Wichtig war vor allem, dass wir den Verschiebebahnhof verhindert haben“, so Durt weiter.
Die Arbeitgeber hatten zunächst 2,3 Prozent für 13 Monate angeboten und gefordert, dass schwächere Betriebe die Erhöhung verschieben können. Das konnten sie nicht durchsetzen. Erwartungsgemäß zurückhaltender äußerten sie sich zum Abschluss. Jürgen Dröge, Personalchef der Kirchhoff-Automotive-Gruppe, einem der größten Metallarbeitgeber in der Region: „Der Abschluss bedeutet für die Unternehmen eine enorme Kostensteigerung und ist hart an der Grenze.“ Durch die lange Laufzeit bis Ende 2014 habe man aber zumindest eine „planbare Größe“.
„Weitblick und Fairness“
Andere Arbeitgeber lobten gar den Pilot-Abschluss, der aufs Jahr gerechnet noch über den jüngsten Abschlüssen im Öffentlichen Dienst und der Stahlindustrie liegt. Er zeuge von „Weitblick und Fairness“, sagte Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger. Wichtig waren den Arbeitgebern die lange Laufzeit für ihre Planungssicherheit und die Nullmonate. Von einem „guten Beitrag zur Binnenkonjunktur“ sprach Bayerns IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler.
Die Metaller hatten 5,5 Prozent für 12 Monate gefordert. Unterm Strich setzten sie wie fast immer mehr als die Hälfte davon durch. Die Arbeiter würden „fair und angemessen an der wirtschaftlichen Entwicklung beteiligt“, sagte IG-Metall-Chef Berthold Huber.