Hagen-Mitte. . 30 der insgesamt 60 Orchestermusiker versammelten sich gestern auf dem Theatervorplatz zum Warnstreik.

„Wir gehen nicht gerne raus, wir haben keine Streik-Tradition, doch heute machen wir auf diesem Weg auf unsere nicht weiter hinnehmbare Situation aufmerksam. Gemeinsam und zeitgleich mit den Kollegen aus 100 Staats- und Kommunalorchestern.“

Friedhelm Grote und die übrigen 30 Musiker sprachen gestern weder durch ein Megafon noch skandierten sie mit Spruchbändern vor dem Portal des Theaters, „nein, auch auf Trillerpfeifen haben wir verzichtet, wir pflegen auch beim Streiken eher die edleren Töne“, so der Solo-Fagottist. Trotzdem erregten die Musiker (die Hälfte des Philharmonischen Orchesters beteiligte sich und opferte damit seinen freien Tag) auf dem Theatervorplatz Aufsehen in den neongelben Westen und ausstaffiert mit den eigenen Instrumenten.

Zum Hintergrund: Das Bundesarbeitsgericht hat am Mittwoch entschieden, dass die Orchester keinen Anspruch mehr auf Lohnerhöhungen des Öffentlichen Dienstes haben. Sprich, dass die 8500 Orchestermusiker, obwohl sie städtische Mitarbeiter sind, von der Gehaltsentwicklung des übrigen öffentlichen Dienstes (2,2 Mio. Beschäftigte) abgekoppelt werden.

Seit drei Jahren keine Lohnerhöhung

„Seit 2010, also seit drei Jahren, wird uns eine tarifliche Lohnerhöhung verweigert“, konkretisiert Grote und ergänzt: „Wir 60 Musiker wissen natürlich, dass die Stadt Hagen in allen Bereichen sparen muss, doch geht es hier um bundesweite Tarifgespräche.“

Das Hagener Theater unterhält ein B-Orchester, das Gehalt eines jungen B-Orchestermusikers liegt bei etwa 2500 Euro brutto. „Mein Fagott hat 60.000 Euro gekostet. Es gibt keine Dienstinstrumente. Ich bekomme pro Monat 17 Euro Instrumentengeld vergütet“, schüttelt der seit 1985 in Hagen beschäftigte Musiker enttäuscht den Kopf.

Außerdem, ergänzt ein Kollege, habe man eine Sechs-Tage-Woche, müsse bei seiner Wahl des freien Tages stets flexibel sein und spiele nicht nur bei Aufführungen bzw. in Proben, sondern würde sich vielfach zusätzlich engagieren, z. B. in pädagogischen Schulprojekten und in Kinderklangwerkstätten.

Friedhelm Grote: „Der Orchester- und Musikerstellenabbau in Deutschland muss endlich ein Ende haben. Unser weltweit einmaliges Kulturerbe ist gefährdet.“