Hagen. Die lang ersehnte Rente war endlich auf dem Konto gebucht – aber ein Hagener Senior kam trotzdem nicht dran. Denn die Santander Bank, bei der er Kunde ist, macht immer erst in der Nacht ihre Geldautomaten schlau und versorgt sie mit den aktuellen Buchungseingängen. Am Schalter konnte man dem Mann auch nicht helfen – denn der wurde nach Iserlohn verlegt.

Es geht nur um Stunden, man könnte es daher eine Kleinigkeit nennen. Aber für den finanziell nicht auf Rosen gebetteten Hagener Rentner waren diese Stunden schon sehr entscheidend, in denen er nicht über sein Geld am Geldautomaten verfügen konnte – obwohl die Rente längst überwiesen war. Und es geht ihm und seiner Frau auch ums Prinzip: Was macht die Santander Bank so lange mit seinem Geld?

Das Kreditinstitut verteidigt sich, dass seine Geldautomaten erst immer nachts „schlau gemacht“ und mit den Buchungsinformationen gefüttert würden. Das sei auch bei anderen Banken so üblich – was die von dieser Zeitung befragten Häuser mit Kopfschütteln quittieren.

Schalterbetrieb nach Iserlohn verlegt

Aber der Reihe nach: Der Hagener Rentner und seine Frau waren beide berufstätig – dennoch ist das Geld im Alter knapp geworden. Beide müssen monatlich oftmals den Dispositions-Kredit auf ihrem Giro-Konto ausreizen. Aus Scham wollen sie daher auch nicht namentlich in diesem Artikel auftauchen.

Vergangenen Monat war es bei dem Rentner ziemlich eng. Schon am 19. Juli waren 2344 Euro des 2500-Euro-Dispo-Limits ausgeschöpft. Umso erleichterter war das Paar, als am 31. Juli pünktlich die Rente für Juli – wie üblich rückwirkend – auf dem Konto gebucht wurde. Der Kontoauszug, der unserer Zeitung vorliegt, beweist das. Wörtlich heißt es da, dass der „noch freie Verfügungsrahmen“ nun wieder exakt 1.636,95 Euro betrage. Doch am Geldautomat an der Elberfelder Straße konnte der Rentner über diesen Betrag nicht verfügen, der dringende Wochen-Einkauf musste verschoben werden.

Und auch am Bank-Schalter konnte man ihm nicht weiterhelfen: In der Elberfelder Straße der Santander-Bank sagte man dem Rentner, dass er gar nicht ihr Kunde sei, sondern der des Schwester-Unternehmens „Santander Consumer Bank“, die in der Marienstraße eine Filiale habe. Doch dort gibt es keinen Schalterbetrieb mit Bar-Auszahlung – den hat das Unternehmen kürzlich in die Filiale nach Iserlohn verlagert. Dorthin konnte der klamme Rentner aber nicht mal eben schnell fahren.

Zwei eigenständige Unternehmen

Wie kommt es zu diesem Verwirrspiel? René Hartmann ist sowohl Sprecher der Santander Bank als auch der Santander Consumer Bank. Man spricht als nach außen mit einer Stimme, ansonsten, so Hartmann, handele es sich aber um zwei eigenständige Unternehmen. Und es stimme tatsächlich: Die Santander Consumer Bank, bei der der Hagener Rentner Kunde sei, habe keinen Schalterbetrieb mehr in Hagen, sondern den nächst gelegenen in Iserlohn.

Dort, so der Sprecher, hätte der Rentner auch bereits am 31. Juli über sein Geld verfügen können – das Geld aus der Rentenkasse sei nämlich tatsächlich auf der Haben-Seite gebucht gewesen. „Die Daten werden aber immer erst in der darauf folgenden Nacht an die Geldausgabeautomaten übermittelt“, so René Hartmann. Dementsprechend sei die Maschine am 31. Juli noch davon ausgegangen, dass die Rente noch nicht überwiesen gewesen sei. Das sei ein „genereller Prozess“ bei vielen Banken.

Andere Banken aktueller

Doch Nachfragen unserer Zeitung ergaben ein anderes Bild: „Bei uns sind die Geldautomaten immer auf dem neusten Informationsstand“, so Thorsten Irmer, Sprecher der Sparkasse Hagen. Die Daten würden selbstverständlich auch tagsüber aktualisiert. Zwischen Schalter und Geldautomaten gebe es keinen Unterschied.

Gleiches bei der Märkischen Bank: „Unsere Geldautomaten sind den ganzen Tag mit dem Rechenzentrum verbunden und damit auf dem aktuellen Stand“, sagt auch Märkische-Bank-Vorstandsvorsitzender Hermann Backhaus.

Auch bei den Deutschland-Zentralen der in Hagen vertretenen Postbank, Deutsche Bank, Targo-Bank und Commerzbank heißt es auf Anfrage: Die Geldautomaten werden auch tagsüber „schlau gemacht“, nicht erst in der Nacht.