Hagen. . In Menden hat der Sparkassen-Skandal für viel Aufsehen gesorgt. Eine junge Ärztin hat ihre Anlagen-Immobilie, die ihr windige Immobilien-Vermittler aufgeschwatzt haben, über die Sparkasse Hagen finanziert. Und erhebt auch Vorwürfe gegen das Hagener Kreditinstitut: Es habe niemals Beratung gegeben.

„Einen direkten Kontakt zur Sparkasse Hagen oder zu deren Mitarbeitern hat es nie gegeben.“ Das sagt jene Ärztin aus Osteuropa, die Opfer windiger Immobilienvermittler geworden ist, die im Mittelpunkt des Skandals um die Sparkasse Menden stehen und vor dem Arnsberger Landgericht angeklagt sind. Damit widerspricht sie der Aussage eines Sparkassen-Sprechers. Dieser betont, dass in den 14 Fällen, die über das Hagener Geldinstitut finanziert worden seien, Kundenkontakt sowie eigene Prüfungen stattgefunden hätten.

Die Ärztin (Name ist dieser Zeitung bekannt) hatte im Jahr 2004 für 204.000 Euro als Anlageobjekt eine Eigentumswohnung in einem Neubau in Unna gekauft. Weil das Immobiliengeschäft aber nicht wie versprochen lief, stoppte sie die Zahlungen. Im Jahr 2010 wurde die Wohnung für 9.000 Euro verkauft. Die Frau will nun vor dem Landgericht Dortmund gegen die Sparkasse Hagen (AZ 24 O 557/11) klagen, die den Kauf seinerzeit finanziert hatte.

14 Anlage-Geschäfte über Sparkasse Hagen finanziert

Dabei geht es nach Aussage ihre Anwalts Paul Hache aus der Berliner Kanzlei HEE um die Frage, ob es sich bei der Kooperation der jetzt wegen gewerbsmäßigen Betrugs angeklagten Vermittler und der Sparkasse Hagen um eine „institutionalisierte Zusammenarbeit“ handele. 14 dieser Geschäfte waren insgesamt über das Kreditinstitut abgewickelt worden. Vermittelt hatten sie der Hasper Johannes H. (45), der selbst aus Kasachstan stammt, und sein Kompagnon Wolfgang A. (54) aus Unna. Realisiert werden sollte auch ein Mehrfamilienhaus am Glockenstück in Boele. Die Bauträgerfirma Globus ist mittlerweile insolvent. Übrig bleibt eine große Bauruine.

„Die Darlehensverträge der Sparkasse Hagen habe ich damals per Post bekommen“, erklärt die junge Ärztin, „weder war ich jemals in der Sparkasse Hagen noch war ein Mitarbeiter bei mir zu Hause. Wenn nun von der Sparkassen behauptet wird, dass es eine persönliche Beratung gab, dann ist das nicht richtig.“

„Das Blaue von Himmel versprochen“

Besucht hatte die junge Frau nach eigener Aussage lediglich Johannes H. „Der“, so sagt sie, „hat die Pläne des Neubaus auf den Tisch gelegt und mir damals das Blaue vom Himmel versprochen.“ 15 000 Euro bekäme sie sofort. Lediglich 50 Euro würden die monatlichen Raten betragen. Der Rest würde durch die Mieteinnahmen gedeckt. In 30 Jahren sei alles abbezahlt und die Wohnung würde komplett ihr gehören.

7500 Euro erhält die junge Frau Ende 2004. Den noch offenen Betrag sieht sie nie. Im Mai 2005 wurde der Neubau fertiggestellt. Als sie nach knapp drei Jahren feststellt, dass sich trotz Überweisung rein gar nichts an dem Kreditbetrag ändert, ahnt sie, dass sie über den Tisch gezogen wurde. „Ich habe den Beratern vertraut“, sagt sie, „zumal ja mit der Sparkasse ein angesehenes Kreditinstitut die Finanzierung übernommen hat.“

Das wiederum betont, dass es generell keinerlei Interesse daran habe, dass Kunden in die Insolvenz gehen müssten. Mit Verweis auf das Bankgeheimnis wollte sich das Institut zum konkreten Fall nicht äußern. Allerdings suche man gemeinsam nach Lösungen, wenn Kunden Kredite nicht mehr bedienen könnten. Im Fall der jungen Ärztin ist es zu einer Einigung noch nicht gekommen.