Hagen. . Hat sich ein Linienbus-Fahrer (49) in Hagen gegenüber einem weiblichen Fahrgast wirklich so sehr daneben benommen? Die Anklageschrift warf ihm Körperverletzung, Sachbeschädigung sowie Beleidigung vor – und alles im Dienst begangen. Das Amtsgericht stellte das Verfahren jetzt gegen Zahlung von 750 Euro ein.

Eine junge Frau (27) und ihre Bekannte (51) waren am 3. Januar abends am Hüttenplatz in den Bus der Hagener Straßenbahn, Linie 521, eingestiegen. Die Fahrt sollte an der Nordstraße enden. Sie standen zum Ausstieg bereits an der hinteren Tür. Der Bus stoppte auch kurz in der Haltestellenbucht, fuhr dann aber, ohne dass die Türen geöffnet wurden, sofort weiter. Verständlich, dass sich die beiden Fahrgäste sofort lautstark meldeten. Zu spät. Sie mussten noch bis Westerbauer Bahnhof mitfahren.

Was dann passierte oder passiert sein soll, war nun Thema vor Strafrichterin Sandra Reuker. Auf der Anklagebank saß der Linienbusfahrer, und die Staatsanwältin warf ihm gleich drei Vergehen vor. Zunächst habe er sich hartnäckig geweigert, die hintere Tür zum Ausstieg zu öffnen und die beiden Frauen, die sich an der Endstation nur noch alleine mit ihm im Bus befanden, aggressiv aufgefordert, nach vorne zu kommen. Er könne ihnen beweisen, dass sie nicht rechtzeitig den Haltewunschknopf gedrückt hätten.

Das allein ist noch nicht strafbar. „Doch er hämmerte wie verrückt auf sein Pult, schrie laut herum. Er ist grundlos ausgeflippt“, erinnert sich die jüngere Frau, eine zierliche Person, die schließlich zu ihrem Handy griff, um, wie sie sagt, „die Busnummer über dem Eingang und den wild gewordenen Fahrer, der außer sich war, als Beweis zu fotografieren“.

820 Euro teures Handy flog durch die Luft

Das mochte dieser gar nicht. Er sprang von seinem Sitz auf, schlug der 27-Jährigen das Handy aus der Hand, verletzte sie dabei leicht. Ein Arzt attestierte später eine Prellung. „Im hohen Bogen“, so beschreibt es die Zeugin, „flog mein I-Phone gegen die Decke und fiel zu Boden“. Dabei sei ihr 820 Euro teures Mobiltelefon völlig kaputt gegangen.

Der Angeklagte sagt, er hätte lediglich „eine Abwehrbewegung“ gemacht. „Ich muss mir ja nicht gefallen lassen, unerlaubt fotografiert zu werden", monierte der 49-Jährige das Verhalten der jungen Frau. Aus Verärgerung soll ihr der Busfahrer sogar ein türkisches Schimpfwort, dass ins deutsche übersetzt beleidigend ist, hinterhergeschickt haben. „Sein Chef von der Hagener Straßenbahn hat mich später angerufen und sich für das Verhalten des Fahrers entschuldigt“, berichtete die Frau.

Zusätzlich Zivilklage eingereicht

Verteidiger Frank Becker gelang es mit großem Engagement, eine Einstellung des Strafverfahrens zu erreichen. Doch 750 Euro Geldbuße muss der Fahrer berappen. Dabei wird es wohl nicht bleiben: Vor einem Zivilgericht klagt die Geschädigte noch 820 Euro ein – für ihr unbrauchbar gewordenes I-Phone.