Hagen-Helfe. Ein ursprünglich in Boele platziertes Wartehäuschen der Hagener Straßenbahn AG steht neuerdings vor dem Seniorenzentrum in Helfe. Es ist ausdrücklich nicht für demenzkranke Bewohner gedacht, vielmehr soll es die Kommunikation fördern.
An dieser Haltestelle wird nie ein Bus halten. Und doch erwecken die Menschen, die auf den Sitzschalen aus Plastik ausharren, den Eindruck, als würden sie auf ein Fahrzeug der Hagener Straßenbahn warten, das da kommen und sie zum gewünschten Ort bringen wird. „Es ist doch angenehm hier zu sitzen“, sagt Gerda Kuhstohs (87), die aus Kabel stammt. „Jetzt haben wir uns so einiges zu erzählen.“
Die alte Dame und ihre Gesprächspartner wohnen im Helfer Helmut-Turck-Seniorenzentrum, das rote Wartehäuschen befindet sich direkt vor dem Haupteingang, es ist Staffage, es dient der Erbauung, es hält kein Bus. Von einer „Haltestelle des Lebens“ spricht Heimleiter Andreas Goldmann.
Die Camouflage ist nahezu perfekt
Wer nun meint, die dekorative Haltestelle solle demenzkranken Senioren etwas von ihrer Unrast nehmen, weil sie einen Fleck in ihrem Unterbewusstsein berühre und sie zum Hinsetzen zwinge, der täuscht sich. Eine solche Strategie werde in der Gerontologie zwar diskutiert, so Goldmann: „Doch davon halte ich nichts. Ich möchte Menschen nicht etwas unterjubeln, das kein Ziel hat.“ Vielmehr solle die Haltestelle Wertschätzung für die Heimbewohner ausdrücken und deren Kommunikation befördern: „Viele von ihnen sind ja früher regelmäßig mit dem Bus gefahren. Jetzt können sie hier ins Gespräch kommen.“
Das Häuschen stand ursprünglich an der Denkmalstraße in Boele, wo es nach der Umlegung der Buslinie nicht mehr benötigt wurde. Straßenbahn und Sparkasse unterstützten den Neuaufbau vor dem Helfer Seniorenheim. Sogar ein Original-Haltestellenschild mit dem Schriftzug „Helmut-Turck-Zentrum“ wurde der Einrichtung zur Verfügung gestellt.
Die Camouflage ist nahezu perfekt. Gleich muss ein Bus anrollen und Gerda Kuhstohs und die anderen Senioren mitnehmen.
Aber es wird nie einer kommen.