Hagen. Wie schnell muss man als Bus-Fahrgast von seinem Platz aufstehen, um rechtzeitig aussteigen zu können? Das fragt sich Paul Kannengiesser aus Hagen. Denn nach Empfinden eines Busfahrers stand der 72-Jährige nicht schnell genug auf, um auszusteigen. Kannengiesser musste daher ungewollt weiterfahren.

Wie schnell muss man als Bus-Fahrgast – zumal als älterer – von seinem Sitzplatz aufstehen, um rechtzeitig aussteigen zu können? Diese Frage treibt Paul Kannengiesser (72) um. Denn er hat negative Erfahrungen gemacht.

Er musste mit seiner Frau und der fünfjährigen Enkelin weiterfahren und zu Fuß wieder zurücklaufen, weil er trotz Drückens des Haltewunsch-Knopfes nicht schnell genug nach Anhalten des Busses aufgestanden war. Die Hagener Straßenbahn räumt ein, dass sich der Busfahrer wohl nicht ganz korrekt verhalten hat. Man werde weiter daran arbeiten, die Fahrer zu sensibilisieren, so Straßenbahn-Sprecher Dirk Thorbow.

Generelles Problem für Ältere

Paul Kannengiesser will indes auf das generelle Problem für ältere Leute hinweisen: Wie sollen sie sich im Bus verhalten? Der Fall, der ihn so ärgert, hatte sich am vergangenen Mittwoch ereignet: „Meine Frau Gisela und ich holen unsere Enkelin nachmittags immer aus dem Kindergarten ab“, so der 72-Jährige. Als Inhaber eines „Bärentickets“, also eines Vielfahrer-Tickets für Senioren, sind sie treue Bus-Fahrer. So etwas wie am Mittwoch ist dem Paar aber noch nicht passiert. An der Tondernstraße sei man wie immer gegen 15.50 Uhr in den Bus 547 eingestiegen, um bis zur Rubensstraße zu fahren. „Wir haben frühzeitig den Halteknopf gedrückt“, so Kannengiesser. „Da aber unserer Enkelin noch nicht mal fünf Jahre alt ist und wir im Rentenalter sind, sind wir sitzen geblieben, bis der Bus gehalten hat.”

Doch als man habe aussteigen wollen und bis zur Tür gegangen sei, da habe sich diese wieder geschlossen und der Busfahrer sei angefahren: „Ich habe noch gerufen“, so Kannengiesser. Aber der Busfahrer habe nur geantwortet, dass man nun an der nächsten Station wieder aussteigen müsse. Auch als er nach 50 Metern an der roten Ampel habe halten müssen und Kannengiesser ihn gebeten habe, doch die Tür zu öffnen, habe er dies nicht getan. „Er hat gesagt, dass ihn das zwei Punkte in Flensburg und 60 Euro Strafe koste.“

Busfahrer werden geschult

Erst am Landgericht konnten Großeltern und Enkelin aussteigen – und mussten zu Fuß zurück laufen. Paul Kannengiesser: „Ein Busfahrer sollte sich per Rückspiegel davon überzeugen, ob noch jemand aussteigen will. Was macht bloß ein Behinderter, der nicht so schnell zur Tür kommt?“

Das seien Fragen, die sich auch die Hagener Straßenbahn regelmäßig stellten, so deren Sprecher Dirk Thorbow. „Daher schulen wir unsere Fahrer auch. Sie versetzen sich dann in die Lage dieser Fahrgäste, nutzen etwa einen Rollstuhl, um sich für deren Sicht zu sensibilisieren.“ Das sei auch gelungen, es gebe wenige Beschwerden.

Busfahrern dürfen auch zwischen Haltestellen stoppen

Im konkreten Fall von Paul Kannengiesser sei das Verhalten des Busfahrers aber nicht ideal gewesen. „Natürlich sollten gerade ältere oder behinderten Fahrgäste genauso wie kleine Kinder so lange sitzen bleiben, bis der Bus angehalten hat, um dann auszusteigen.“ Es gebe auch keine Dienstvorschrift , die es den Fahrern verbiete, zwischen den Haltestellen zu stoppen. „Natürlich können unsere Fahrer aber nicht an jeder Ecke halten – es darf nicht gefährlich werden.”