Volmarstein/Hagen. . Am 3. Juni 2013 wurde Margot Krause (86) beim Ausstieg aus einem Bus der Hagener Straßenbahn AG eingequetscht und verletzt. Um Schadensansprüche streiten nun die Parteien. Das Unternehmen weist jede Schuld von sich, kennt aber solche Probleme.

Für jede Boulevard-Zeitung wäre diese Schlagzeile willkommen: „Bus zerquetscht Oma.“ Dabei mahnt die Hauptbeteiligte Margot Krause, eine 86-Jährige Seniorin aus Wetter, einen fairen Umgang nach ihrem Unfall an.

3. Juni 2013. Margot Krause fährt mit dem Bus von Volmarstein nach Hagen. Das erste Umsteigen klappt problemlos. Beim Ausstieg an Hagens Volkshochschule passiert es dann: Als sie sich mit ihrem Rollator wie üblich rückwärts aus der Busmitte nach draußen begibt, schließt die Tür und klemmt sie ein. „Durch den Türdruck schwebte ich für einen Moment, ehe ich dann förmlich rausgeschleudert wurde.“

Schutzengel verhindert Schlimmeres

Nach dem Aufprall auf dem Boden wurde es „dunkel um mich herum. Es ist schwer zu beschreiben, wie schrecklich das alles für mich war und immer noch ist. Ich habe noch Angst und Herzrasen, wenn ich daran denke.“ Im Hasper Krankenhaus, in das sie der Notarzt brachte, stellten die Ärzte später Blutergüsse, Prellungen etwa an der Schulter und am Ellenbogen sowie Schürfwunden an der Hüfte fest. „Sie hatte einen Schutzengel“, meint Tochter Gabriele Strecker, die sich um die Aufarbeitung des Unfalls kümmert. Und ihrem Ärger über die Hagener Straßenbahn AG Luft machen will. Denn die will kein Schmerzensgeld in Höhe von 2000 Euro, so Streckers Vorschlag, zahlen. Schriftlich teilte das Unternehmen ihr mit, dass es ein „bedauerlicher Unfall“ gewesen sei. Da aber die Türautomatik einwandfrei funktioniert habe und nach Auswertung einer Videoaufzeichnung auch kein schuldhaftes Fehlverhalten des Busfahrers festgestellt werden konnte, sei ein Verschulden der Straßenbahn AG „zweifelsfrei hier nicht gegeben“, daher wolle das Unternehmen auch keine Haftung übernehmen.

Das können und wollen die zwei Wetteranerinnen so nicht stehen lassen: „Uns geht es um eine anständige Regelung, nicht ums Geld.“ Sie vermuten, dass der Busfahrer durch eine Frau mit Kinderwagen, die vor Krause in der Busmitte einstieg, abgelenkt war. „Der hätte mich sehen müssen und die Tür nicht zumachen dürfen.“ Nach dem Unfall habe sich der Fahrer korrekt verhalten. Empört ist sie dagegen, dass sie selbst die Schuld an ihrem Sturz tragen soll. Bereits 2012 sei sie in einem Bus in Volmarstein über ihren Rollator gefallen, da der Fahrer zu schnell angefahren sei. Strecker ärgert sich, dass am 3. Juni keine Polizei hinzugerufen wurde, dass sie nun Zeugen benennen soll, während die Straßenbahn AG ihr einen Blick in das Video untersagt.

„Das machen wir grundsätzlich aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht“, so ein Mitarbeiter des Hagener Unternehmens, das sich wegen des laufenden Verfahrens auf Anfrage nicht zum Fall äußern will.

Busfahrer sensibilisieren

Gleichwohl versuche es, die immer mehr beanspruchten Busfahrer zu sensibilisieren. Durch den demografischen Wandel komme es regelmäßig zu besonderen Situationen, wenn Senioren ein- oder aussteigen. „Einmal im Jahr gibt es daher ein Trainingsprogramm, in dem unsere Fahrer sich durch einen speziellen Anzug in die Lage von älteren Menschen versetzen können, um deren Sichtweise besser einschätzen und nachempfinden zu können.“

In Team- oder Einzelgesprächen würden solche Unfälle thematisiert. „Und in einigen neuen Bussen gibt es auch mehr Platz für Rollatoren und Rollstühle, was andererseits natürlich nicht alle Fahrgäste freut.“