Hagen-Haspe. Eine Zustellerin der Deutschen Post hat in Hagen-Haspe mehr als 350 Briefe nicht zugestellt und stattdessen in einer Mülltonne und in der Ennepe entsorgt. Die Post hat der 23-jährigen Aushilfskraft fristlos gekündigt. Die Polizei ermittelt nun wegen Verletzung des Post- und Briefgeheimnisses.
Eine Zustellerin der Deutschen Post hat mehr als 350 Briefe nicht zugestellt und stattdessen in einer Mülltonne und in der Ennepe entsorgt. Die Post hat der 23-jährigen Aushilfskraft fristlos gekündigt. Die Polizei ermittelt nun wegen Verletzung des Post- und Briefgeheimnisses. Noch konnten nicht alle aufgefunden Briefe den Empfängern zugestellt werden, weil die Anschriften teils nicht mehr lesbar sind. Die zentrale Briefermittlung der Post in Marburg bearbeitet den Fall.
Mitarbeiter der Beschäftigungsinitiative „Arbeit schaffen in Haspe e.V.“ staunten nicht schlecht, als sie jetzt bei einer Säuberungsaktion einen unverhofften Fund machten. Am steilen Ufer der Ennepe – nahe der Einmündung in den Preselweg – stießen sie auf viele Bündel nicht zugestellter Post. Die stammte aus dem Juni.
Durchnässter Rentenbescheid
Viele Hasper Bürger haben also vergeblich auf ihre Post gewartet. Und wie es der Zufall wollte, gehörte auch Rolf Klinkert, Vorstandsmitglied von „Arbeit schaffen in Haspe“ zu den Betroffenen: Seine Rentenmitteilung steckte in den durchnässten Briefstapeln.
Zu dem Zeitpunkt hatte die Post AG die junge Zustellerin bereits entlassen, denn schon im Juni und Juli hatte es Unregelmäßigkeiten in dem Hasper Zustellbezirk gegeben, wie Post-Sprecher Alexander Böhm bestätigte. Mehrfach waren nicht-zugestellte Briefsendungen aufgetaucht. Unter anderem an der Büddinghardt landeten sie im Mülleimer.
Zunächst, so Post-Sprecher Böhm, habe man die Vorfälle aber nicht einem Zusteller zuordnen können: „In dieser Zeit waren zwei Aushilfskräfte dort unterwegs.“ Als die eine aber wegen Krankheit ausgeschieden war und die Unregelmäßigkeiten nicht abrissen, rückte die 23-Jährige, die erst seit Anfang Juni für die Post arbeitete, in den Fokus. Plötzlich kam sie nicht mehr zur Arbeit und war für die Post auch nicht mehr erreichbar. Die eingeschaltete Polizei konnte die junge Frau aber ermitteln. Über ihren Rechtsanwalt hat sie sich inzwischen geäußert. Bei Verstößen gegen das Post- und Fernmeldegeheimnis reicht der Strafrahmen von Geldstrafen bis zu einer fünfjährigen Freiheitsstrafe.
Detektivarbeit in Marburg nötig
Das Motiv der junge Frau ist auch für die Post noch völlig unklar. Legt die Post denn ausreichend hohe Maßstäbe bei Einstellungen in dem sensiblen Zustell-Bereich an? Sprecher Andreas Böhm: „Solche Fälle passiere deutschlandweit leider immer mal. Da gibt es dann aber auch den alten Post-Beamten, der Jahrzehnte seine Arbeit gemacht hat und dann auf einmal Post nicht zustellt.“ In solchen Fällen gehe die Post aber entschieden vor: Es drohe dann immer die fristlose Kündigung.
Im Hasper Fall ist jetzt aber Detektivarbeit nötig. Die vereidigten Mitarbeiter der Ermittlungsstelle in Marburg sind die einzigen in Deutschland, die Briefe öffnen dürfen, um nach Hinweisen auf Absender oder Empfänger zu suchen. Einige Bürger haben bereits ihre Post in Plastikumschlägen nachgesendet bekommen. Andere werden wohl noch lange oder vergeblich auf ihre Post warten müssen. Und es ist unklar, ob irgendwo weitere Post schlummert.
Ob Ansprüche gegen die Post geltend gemacht werden können – etwa wenn Rechnungen nicht zugestellt wurden und Mahnkosten drohen – müsse in jedem Einzelfall geprüft werden, so Andreas Böhm. Ein Info-Telefon der Post steht bereit unter der Bonner Nummer 0228/4333111.