Hagen. . Vor 34 Jahren zog es Aneti Moimoi, damals noch Magdalena Moranz, in Richtung Südsee. Von Tonga aus hält sie bis heute den Kontakt nach Hagen. Aber vor allem mit der Post ist das nicht immer ganz einfach.
Zwischen Hagen und Nuku`alofa, der Hauptstadt des Inselkönigreiches Tonga in der Südsee, liegen 16.663 Kilometer Luftlinie. Eine gewaltige Distanz, die auch ein Brief erst einmal bewältigen will. Und spielt die Post nicht mit, kann aus einer Briefsendung eine wahre Odyssee werden.
Post aus der tropischen Wahlheimat
Aneti Moimoi (61) erlebt das immer wieder. Die Hagenerin, die ursprünglich Anette Magdalena Moranz hieß und vor 34 Jahren nach Tonga auswanderte, hält ihre Verwandten im nasskalten Hagen regelmäßig mit Briefen aus ihrer tropischen Wahlheimat auf dem Laufenden. Im letzten Jahr versandte sie ein Schreiben an ihren Neffen Henry Hecklau, wohnhaft Zur Höhe in Hagen. 247 Tage war der Brief unterwegs, zweimal landete er in dieser Zeit - die Poststempel belegen es - in Lomé, der Hauptstadt des westafrikanischen Staates Togo. Dann lag er wieder im Briefkasten von Aneti Moimoi in Nuku`alofa, Insel Tongatapu, Tonga. An seinem eigentlichen Bestimmungsort in Hagen ist er bis heute nicht angekommen.
Briefkasten in Hagen überfüllt
Warum der Brief, in dem sich eine handgemachte Künstlerkarte aus Tapa (Baumrinde) zum Geburtstag von Neffe Henry befand, seinen Adressaten nie erreichte, lässt sich aus einem Vermerk auf der Vorderseite des Umschlags rekapitulieren. „Briefkasten überfüllt“ hat dort ein eifriger Briefträger in säuberlicher, gut lesbarer Handschrift eingetragen. Tatsächlich war Henrys Mutter im März 2012 ein paar Tage auf Reisen, der Briefkasten wurde nicht geleert, der freundliche Postbote wollte das Schreiben vom anderen Ende der Welt offenbar nicht in den überfüllten Kasten quetschen und nahm es voller Fürsorge wieder mit zur Zentrale.
Zwei Monate später, ein Poststempel auf der Rückseite des Briefumschlags belegt es, erreichte der Brief die Hauptstadt Togos: Arrivé Lomé 7. Mai 2012. Und noch einmal, am 26. Juli, wurde der Brief in Togo abgestempelt, ehe er im November wieder in der Südsee eintrudelte: Nuku`alofa 15. November 2012, Tonga Post. „Der Umschlag war unbeschädigt, nur ein bisschen schmuddelig“, berichtet Aneti Moimoi. Sogar das Geldgeschenk sei noch drin gewesen. Nur Zur Höhe in Hagen war er offenbar nie zurück gekehrt.
Verschwundene Pakete
Doch das Vertrauen der Ex-Hagenerin in die Post des Inselstaates ist ruiniert. In der Vergangenheit seien mehrere Sendungen von Tonga nach Deutschland auf unerklärliche Weise verloren gegangen, in umgekehrter Richtung geschehe das gleiche: „Wir Deutschen in Tonga ärgern uns oft, wenn wieder einmal ein angekündigtes Paket aus der alten Heimat nicht eintrifft.“ Manchmal blieben die Päckchen auch jahrelang in der Hitze eines verstaubten Regals liegen: „Einmal erhielt ich ein ganz leeres Päckchen: Eine Ratte hatte sich durch die Pappe geknabbert und den Kuchen verputzt.“
Andererseits ist das Porto im Paradies furchtbar teuer. Ein 15 Gramm schwerer DIN-A4-Umschlag kostet umgerechnet 15 Euro, eine Summe, die das Tagesgehalt eines Lehrers auf Tonga übersteigt. „Oh, diese Post“, schimpft Aneti Moimoi bzw. Anette Moranz: „Jetzt muss ich doch persönlich nach Hagen kommen, um mein verspätetes Geburtstagsgeschenk für Henry abzuliefern.“ Doch in Deutschland, das weiß die Auswandererin, ist es bitterkalt: „Bei mir zu Hause dagegen herrscht schönster Frühling. Wenn die Temperatur unter 24 Grad sinkt, brauche ich nach 33 Jahren Hitzegewöhnung hier dicke Socken.“ Ihre Enkelkinder kämen gerne einmal nach Deutschland, sie träumten von einem Land ganz in Weiß. Schnee kennen sie nur aus Filmen.