Hagen-Oberhagen. Der Briefkasten ist weg. Seit eineinhalb Jahren schon. Man sollte meinen, die Menschen in Oberhagen hätten sich daran gewöhnt, dass die Post den gelben Behälter an der Gustav-Heinemann-Schule in der Franzstraße entfernt hat und nicht daran denkt, ihn wieder aufzuhängen.

Die nächsten Briefkästen hängen hinter der Sparkasse im Eilper Zentrum bzw. nahe des Oberhagener Bahnhofs, wo die Hochstraße ihren Anfang nimmt. Vor allem für ältere Menschen, die keinen Computer besitzen und vor allem mit dem guten, alten Brief kommunizieren, sind das nicht unbeträchtliche Entfernungen. Gudrun Winkler ist zwar gut zu Fuß, hat sich aber dennoch bei der Post beschwert. Die Dame am anderen Ende der Leitung erklärte, sie sei nicht zuständig, Frau Winkler möge doch bitte bei der Post in der Frankfurt anrufen . . .

Daraufhin wandte sich die Grundschullehrerin mit ihrem Anliegen an die Bezirksvertretung Nord und erhielt zur Antwort: „Aufgrund der etwas schwierigen Informationsbeschaffung bei der Post muss ich noch um etwas Geduld bitten.“ Das war im Oktober. Seitdem haben weder die Post noch die Bezirksvertretung Nord wieder etwas von sich hören lassen.

Telefonzelle soll auch verschwinden

Es würde sicherlich zu weit gehen, die zaghaften Anfragen von Frau Winkler an die zuständigen Stellen als Kampf gegen Windmühlenflügel zu bezeichnen. Zumindest ist ihr Einsatz ebensowenig von Erfolg gekrönt wie der des Ritters von der Mancha.

Denn Gudrun Winkler sieht sich einem bürokratischen Monster gegenüber, der Post-Universaldienstleistungsverordnung, kurz Pudlv. Darin ist unter anderem geregelt, dass die Entfernung zwischen zwei Briefkästen in einem Wohngebiet 1000 Meter Luftlinie nicht überschreiten darf. „In Oberhagen gibt es genügend Briefkästen“, so Post-Sprecher Alexander Böhm.

Der Pudlv ist also Genüge getan.Mit dem Briefkasten ist ein weiteres Stück alter Zeit verschwunden. Auch für die Telefonzelle, die ehemalige Nachbarin des Briefkastens, dürfte bald das letzte Stündlein geschlagen haben. Die Telekom überprüft aktuell, welche Telefonzellen im Stadtgebiet abgebaut werden können, sind sie doch ebenso unflexibel, undynamisch und unhandlich wie Briefkästen. Das Mobiltelefon hat die einen wie die anderen überflüssig gemacht.