Boele. .
Die neue Verkehrsführung am Boeler Marktplatz wird von vielen Autofahrern nicht akzeptiert. Den gesperrten Teil der Schwerter Straße passieren täglich hunderte Fahrzeuge, obwohl dort deutlich sichtbare Einfahrt-verboten-Schilder postiert wurden.
Auch auf der Hagener Straße und der Denkmalstraße wird verkehrswidrig gefahren. „Das ist zum Teil Wildwest“, klagt Michael Hoffmann, Leiter der Direktion Verkehr im Polizeipräsidum. „Ich bin überrascht, mit welcher Dreistigkeit dort gegen Verkehrsregeln verstoßen wird.“
Während einheimische Autofahrer offenbar nicht bereit sind, die geänderten Regeln anzuerkennen, folgen Auswärtige unverdrossen ihren Navigationsgeräten, die natürlich noch die alte Streckenführung vorgeben. Mehrfach hat die Polizei in den letzten Tagen an der Schwerter Straße kontrolliert und in knapp 90 Minuten jeweils 30 bis 40 Autofahrer ertappt, die in den gesperrten Bereich einfuhren. Die Folge: 20 Euro Bußgeld. „Das sind flagrante Rechtsverstöße, die wir nicht akzeptieren können“, so Hoffmann, der bereits überlegt, ob er den Verkehrssündern zukünftig Vorsatz unterstellen soll: „Dann gäbe es eine Anzeige dazu. Das wird teuer.“
Beim Bezirksbürgermeister beschwert
Die Anwohner sind mit der Situation überhaupt nicht zufrieden. Inge Schwaiger, die in der Hagener Straße wohnt und dort auch ein Spielzeuggeschäft betreibt, macht die Verkehrszunahme zu schaffen: „Es wird immer schlimmer. Ständig quietschen Reifen, es wird gehupt, und die Busse radieren am Bordstein entlang.“
Gemeinsam mit Nachbarn hat sie sich per Brief bei Bezirksbürgermeister Hans-Dieter Kohaupt, der Stadtverwaltung und der Hagener Straßenbahn AG über die Zustände beschwert. Die Verantwortlichen wollen zunächst abwarten. Denn bald finden auf Hagener und Denkmalstraße umfangreiche Kanalbauarbeiten statt, erst danach seien neue Fahrbahnmarkierungen und weitere Maßnahmen sinnvoll, so Kohaupt: „Wir werden mit der Verkehrskommission in medias res gehen. Wenn die Straßenführung partout nicht angenommen wird, müssen wie vielleicht über eine andere Lösung nachdenken.“
Neue Verkehrsfürhung in Teilen „aberwitzig“
Das wäre wohl auch im Sinne der Ordnungshüter. Denn selbst Polizeioberrat Hoffmann hält die neue Verkehrsführung in Teilen für „aberwitzig“. Das eigentliche Ziel, die großflächige Beruhigung des Boeler Marktes, werde auf diese Weise jedenfalls nicht erreicht: „Dazu müsste die Durchfahrt mit Parkplätzen und anderen Hinernissen unattraktiver gestaltet werden.“ Alternativ regt der Polizei-Verkehrsexperte das sogenannte shared-space-Konzept für Boele an. Es sieht vor, dass jegliche Beschilderung verschwindet und alle Verkehrsteilnehmer - Autofahrer, Fußgänger, Radfahrer - gleichberechtigt sind. Das Konzept, das auf gegenteilige Rücksichtnahme setzt, wurde andernorts bereits mit durchschlagendem Erfolg erprobt.
Vorerst jedoch wird Hoffmann seine Beamten verstärkt gegen Verkehrssünder in Boele vorgehen lassen. Auch am Boeler Ring. Dort reagierten die Autofahrer auf die anfängliche Strategie der Polizei, keine Radarfallen aufzustellen, mit dem Tritt aufs Gaspedal. Also kontrollierten die Beamten doch und blitzten allein am vergangenen Freitag drei Autofahrer, die schneller als 100 km/h fuhren (erlaubt sind 50 km/h). Da ist es nur konsequent, wenn die Polizei ihre Kontrollen verstärkt.