Hagen.
Ein Top-Model-Kurs für Zwölfjährige – veranstaltet von evangelischer Jugend und städtischer Sozialarbeit. Kritisch hatte unsere Zeitung dieses Thema aufgegriffen und gefragt, ob dies nicht zu weit gehe. Keineswegs, so Frank Fischer, Leiter der evangelischen Jugend im Kirchenkreis Hagen. Denn man mache genau das Gegenteil von dem, was die TV-Show mit Heidi Klum vermittele: „Dort werden die Schwächen der Bewerberinnen in den Mittelpunkt gestellt, bei uns werden dagegen die Stärken betont.” Man befinde sich damit im Einklag mit dem christlichen Menschenbild.
Gemeinsam mit Jugendreferentin Sabine Maßmann kam Frank Fischer jetzt zum Redaktionsbesuch, um die entstandenen Irritationen auszuräumen. Sabine Maßmann wird noch deutlicher: „Außer der Anlehnung an den Titel der TV-Show hat unserer Kurs gar nichts mit der Topmodelsuche im Fernsehen zu tun.” Aber genauso offensiv verteidigt sie die generelle Herangehensweise: „Wir müssen die jungen Mädchen da abholen, wo sie sind.”
Mode-Begriffe mit anderem Hintergrund
Es sei nun mal so, dass sich Mädchen in dem Alter intensiv mit ihrem Äußeren beschäftigten, mit ihren Smartphones gegenseitig von sich Bilder machten und auch einen großen Teil ihrer Freizeit in Einkaufszentren wie der Dortmunder Thier-Galerie verbrächten. Und deshalb sei es richtig, schon die Zwölfjährigen anzusprechen, so Sabine Maßmann, um sie auf diese Situationen vorzubereiten. Aber selbstverständlich bilde man keine Models aus.
Dennoch hat man aber Begriffe aus der schillernden Modewelt übernommen. Frank Fischer und Sabine Maßmann betonen aber: Die Inhalte, die man dahinter in dem Seminar vermitteln wolle, seien ganz andere. Einige Beispiele:
„Catwalk”: Das ist die Bezeichnung für den Laufsteg, den Models nutzen. Die Evangelische Jugendhilfe benutzt es im Programm. „Aber bei uns geht es darum, dass sich die Mädchen bewusst werden: Welche Körperhaltung nehme ich ein? Welches Selbstbewusstsein strahlt das aus? Zudem dauert der ganze Bereich während der drei Tage gerade mal eine Stunde.“
Ernährungstipps: Natürlich werde man keine Diät-Vorschläge machen, so Frank Fischer.: „Es werde vielmehr gesunde Ernährung vermittelt. Wir sehen immer wieder, wie wenig Bewusstsein da bei jungen Leute herrscht.“
5 Euro Budget fürs Shopping-Paradies
Kleidungstipps: Man wolle keine Tipps für besonders attraktive Kleidung geben, aber lebensnahe Tipps, so Sabine Maßmann: „Die Mädchen sind in der Findungsphase. Da ist auch ein Hinweis wichtig, wie etwa: „Wenn Du die Hot Pants anziehst, dann trag’ dazu nicht noch ein enges Oberteil.“
Schminktipps: „Schminken dürfen Sie mal ausprobieren.“
Thier-Galerie: Beim Besuch in dem Dortmunder Einkaufszentrum werde keineswegs hemmungsloser Konsum gepredigt. „Jede Teilnehmerin darf 5 Euro mitnehmen und ausgeben“, so Sabine Maßmann. „Für die Verpflegung sorgen wir.“
Um all dies vermitteln zu können, habe man eben ein Format gewählt, das den jungen Mädchen vertraute Begriffe biete, so Frank Fischer. Die christliche Botschaft gelte aber unvermindert. Für Frank Fischer sollen die Jugendlichen erkennen: „Sei gerne Du, Du bist so genauso richtig, verbiege dich nicht. Wir wollen ein bisschen Grundsicherheit in die für Jugendlichen wirre Zeit während der Pubertät schaffen.“