Hagen. . Mit einem umstrittenen „Top-Model-Training“ für „Nachwuchsmodels“ weckt die evangelische Jugendkirche Haspe Argwohn. Schminken und Laufsteg-Training stehen für Kinder ab zwölf Jahren auf dem Programm. Gleichwohl betont man, es gehe auch um eine kritische Auseinandersetzung mit Frauenbildern.

Wird hier eine Grenze überschritten? Die evangelische Jugend Haspe bietet in Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit der Stadt Hagen ein Top-Model-Training für (wörtliches Zitat) „Nachwuchsmodels“ ab zwölf Jahren an.

Shopping-Tour als Highlight

Drei Tage dauert das Seminar. Und auf dem Programm stehen für die Mädchen Punkte wie Schminken, Pflegemasken, Stil- und Farbberatung, Laufstegtraining und ein Foto-Shooting. Höhepunkt ist eine Shopping-Tour in der Dortmunder Thier-Galerie, bei der die Teilnehmerinnen „schließlich nach Herzenslust stöbern und die heißesten Tipps und neuesten Trends ausprobieren“. „Ich bin anders als vermutet, selten wie erwartet und erst recht nicht, wie andere mich gerne hätten“, lautet das Motto des Angebotes.

„Es hilft nicht, immer nur ein pädagogisch wertvolles Programm anzubieten, mit dem man die Kinder und Jugendlichen nicht erreicht“, erklärt Jugendreferentin Sabine Maßmann, die dieses Training bereits zum zweiten Mal anbietet, den Ansatz. Es sei auch richtig, bereits Zwölfjährige anzusprechen, weil man bereits 14- bis 16-Jährige mit Schminktipps langweile. Es gehe auch darum, jungen Mädchen abseits der Medien einen Weg aufzuzeigen. Auch ein kritische Auseiandersetzung mit Frauenbildern, so die Pädagogin später per Facebook, spiele eine Rolle.

„Lernen“ ermöglichen

Gerd Steuber, Leiter des Fachbereichs Jugend und Soziales bei der Stadt, betont, wie kritisch alle Sozialarbeiter Fernsehsendungen sehen, in denen ein dokumentarischer Charakter vorgegaukelt wird, es aber ein Drehbuch gibt, das mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat. „Dazu hat es auch Seminare gegeben“, so Steuber. „Die Haltung der Jugendarbeit zu solchen Sendungen ist eindeutig.“

Dennoch solle über diese Veranstaltung, ein „Lernen“ möglich gemacht werden: „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das auch funktionieren kann.“

Grauen vor Schönheitsidealen

Dass es auch einen solchen pädagogisch-kritischen Ansatz durch die „Hintertür“ gebe, könne man nur hoffen, erklärt Christa Burghardt, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Hagen.

Generell vertritt sie die Auffassung: „Mädchen und Jungen in diesem Alter sind von Natur aus schön und sollten nicht irgendwelchen Idealen hinterherrennen. Sendungen wie Top-Model und andere Formate, die auf Kinder zugeschnitten sind, sehen wir sehr kritisch“, so Burghardt. „Mädchen in diesem Alter sollten gemeinsam mit ihren Eltern lieber Freunde zu einem Verkleidungsnachmittag einladen. Zwölfjährige, die regelmäßig geschminkt und aufgebrezelt werden, verlieren ein Stück ihrer Kindheit.“ Es gebe viele Eltern, denen es vor Schönheitsidealen graue und die „nicht wollen, dass ihre Kinder zu einem Objekt gemacht“ würden.