Hagen-Mitte. In den kommenden Wochen will die Hagener Polizei auf dem Innenstadtring sowie Teilen der B7 und B54 verstärkt das Blinkverhalten kontrollieren. Damit möchte sie Unfällen vorbeugen, die oft durch Unachtsamkeit oder Bequemlichkeit verursacht würden.

Keine fünf Sekunden sind die Hauptkommissare unterwegs, da müssen sie schon zum ersten Mal eingreifen. „Linienverkehr frei“, steht auf dem Schild an der Holzmüllerstraße, doch den Fahrer eines schwarzen Octavias scheint das wenig zu interessieren. „Da müssen wir eingreifen“, sagt Norbert Starost – auch wenn es heute eigentlich um andere Verkehrssünder gehen soll.

Die Polizei Hagen will in den kommenden Wochen verstärkt gegen Blinkmuffel vorgehen. Etwa jeder zehnte Unfall in der Stadt passiere beim Ein- oder Abbiegen, oft werde dabei der Blinker nicht gesetzt. „Bei Vielen ist so eine Gleichgültigkeit eingekehrt“, sagt Starost, „dabei sollte man eher einmal zu viel als zu wenig blinken.“

Unverständnis über Geldbuße

Drei Ecken weiter, auf dem Bergischen Ring, sieht das ein Mazda-Fahrer offenbar anders. Ohne es anzuzeigen, fährt er vom Straßenrand los und hält das Blinken auch beim Abbiegen in die Hochstraße für überflüssig. Starost hält die rot-weiße Kelle aus dem Fenster.

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Langsam steigt der Mann aus seinem Wagen. Blonde Locken, Dreitagebart, Perlenkette. Typ Surfer. Sein T-Shirt verkündet die Botschaft „Kompromisslos“. Noch während Starosts Kollege Wolfram Hoffmann ihn über sein Vergehen aufklärt, packt er ein Balisto aus. Schokolade als schneller Stimmungsheber?

Wohl eher nicht: „Ach, hören Sie auf! Ich hab’ doch keinen gefährdet“, sagt er, als er hört, dass es nicht bei der Belehrung bleibt. 10 Euro sind fällig. Nur unter Murren zückt er die EC-Karte. „Mit dem hätte man drei Tage diskutieren können“, glaubt Hoffmann und steigt zurück in den grauen VW Golf. Weiter geht die Zivilstreife in Richtung Hauptbahnhof.

Nicht alle Verkehrssünder sind einsichtig bei Polizei-Kontrollen

„Hier könnte man 1000 Leute am Tag anhalten“, verrät Norbert Starost. Für den Anfang tut es aber auch eine Frau im schwarzen VW Polo. Anders als ihr Vorgänger gibt die sich einsichtig. „Och ja, ich war halt in Gedanken. Als ich um die Ecke gefahren bin, fiel mir auf, dass ich gar nicht geblinkt habe.“ In Zukunft werde sie darauf achten.

Lkw-Fahrer protestiert

Nicht immer sind die Erwischten so ehrlich. Manche versuchen sich rauszureden. „Vorhin hatten wir eine, die angeblich nicht wusste, wie man den Blinker bedient, weil das Auto neu sei“, sagt Starost. Auch der Lkw-Fahrer, den die Kommissare wenig später auf der B54 anhalten, will die Strafe nicht einfach hinnehmen. Lieber würde er seine Blinkdaten aus der Blackbox auslesen lassen.

Während Hoffmann dem Fernfahrer erklärt, dass er dafür vor Gericht ziehen müsse, entdeckt sein Kollege neue Verkehrssünder. „Da! Handy in der Hand. Und dort: Keinen Gurt angelegt.“ Die Kommissare könnten wohl noch ewig weitermachen – und trotzdem immer nur einen Bruchteil erwischen.

Verkehrssünder wie am Fließband

Nach sieben Stunden Streife sieht der so aus: Dreimal Handy am Steuer, einmal nicht angeschnallt, neunmal abgebogen ohne Blinker, ein Fahrbahnwechsel mit Behinderung, einmal abgebogen bei durchgezogener Linie und fünf Fahrbahnwechsel ohne Blinker. Einzig der Octavia-Fahrer steht nicht auf der Liste: Er hatte eine Sondergenehmigung für die Holzmüllerstraße.