Hagen. Am Hagener Amtsgericht musste sich ein dreister Dieb verantworten, der vor vielen Einrichtungen in Hagen nicht halt machte: Ob Osthaus-Museum, Hotelzimmer oder Volme-Galerie – kein Ort war vor ihm sicher. Erwischt wurde er aber schließlich bei einem Mini-Diebstahl. Jetzt muss der 54-Jährige in Haft.

Hans-Joachim K. (54) ist ein wirklich unverschämter Dieb: Er klaute unter anderem Geldbörsen im Rathaus, im Kunstquartier und sogar aus einem Hotelzimmer – während die Gäste darin schliefen.

Ihren Aufenthalt in Hagen werden Heinz (57) und Stephan Werker (28) aus Merzenich wohl nicht vergessen: Sie hatten am 14. April geschäftlich hier zu tun und sich im Mercure-Hotel (Wasserloses Tal) einquartiert. Die Betten waren weich und der Schlaf tief. Deshalb bemerkten Vater und Sohn auch nicht, dass nachts ein Fremder ins Zimmer eindrang, 260 Euro Bargeld, ein Handy (Wert: 80 Euro) sowie eine Uhr (30 Euro) mitnahm.

Dieb mit Rucksack und Fahne

So ungewöhnlich ein Einbruch in ein Hotelzimmer auch sein mag – Hans-Joachim K. ist Spezialist für ungewöhnliche Diebstähle, ein Klauprofi mit 29 Vorstrafen. Mehr als zehn Jahre verbrachte der Mann aus Wehringhausen wegen Seriendiebstählen bereits hinter Gittern. Jetzt stand er wegen 14 neuer Taten vor dem Schöffengericht, wurde zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Weitere 15 Monate erwarten ihn aus einem Bewährungswiderruf.

Da ist der Fall aus dem Rathaus am Hauptbahnhof. Dort schlich er sich am 29. November gegen 16.15 Uhr auf die erste Etage. In der Abteilung „Pflege- und Wohnberatung“ hatte eine städtische Angestellte ihre Handtasche einen kurzen Augenblick unbeaufsichtigt im Büro gelassen – schon fehlten 50 Euro aus ihrem Portemonnaie.

Eine Mitarbeiterin des Bildungszentrums des Handels (BZH) an der Bahnhofstraße erinnert sich noch gut an Hans-Joachim K., der am 22. April in ihrem Büro nach Infomaterial fragte: „Er hatte einen Rucksack auf und eine Fahne. Die konnte man deutlich riechen.“ Den Mann auf der Anklagebank erkennt sie eindeutig wieder: „Dieses eingefallene Gesicht, das ist er.“ Unbemerkt hatte K. ihre Geldbörse mit 15 Euro eingesteckt. Und, was sie trauriger macht, „den alten grauen Führerschein“.

Erwischt beim Klau eines Fertiggerichts

Am 2. März war der Mann mit dem silbergrauen Stoppelschnitt im Karl-Ernst-Osthaus-Museum unterwegs. Nicht als Besucher, sondern als Langfinger. Dort fischte er an der Garderobe aus Mänteln zwei Geldbörsen mit 150 Euro. Aus einem Krankenzimmer im Josefshospital stahl er ein wertvolles Handy (Wert 600 Euro), im Marienhospital klaute er einem Patienten ein Samsung-Mobiltelefon.

„Besonders dreist“, so die Staatsanwältin, auch dieser Coup bei Vodafone in der Volme-Galerie: Dort durchtrennte Hans-Joachim K. das Sicherungskabel eines Vorführhandys und löste absichtlich Alarm aus. „Dadurch waren die Verkäufer abgelenkt“, sagt er, „ich konnte in aller Ruhe noch eine andere ­Strippe rausreißen und das andere Smartphone einstecken.“

Ausgerechnet eine Mini-Klauerei im Kaufpark (Minervastraße) ging dann schief: K. hatte ein Erasco-Fertig-Menü für 2,89 Euro gestohlen und war erwischt worden.