Hagen. . Seit sieben Jahren ist Bernd Becker (45) Superintendent des Kirchenkreises Hagen. Zum 1. August wechselt er als geschäftsführender Direktor zum evangelischen Presseverband Westfalen-Lippe. Dienstsitz ist dann Brackwede bei Bielefeld.

Aus dem Superintendeten wird ein geschäftsführender Direktor: Bernd Becker (45), Leiter des Kirchenkreises Hagen, tritt am 1. August seine neue Stelle als Chef des evangelischen Presseverbandes Westfalen-Lippe und Geschäftsführer des Luther-Verlages an. Sein Dienstsitz liegt dann in Bielefeld-Brackwede, er wird auch ein bisschen mehr Gehalt beziehen, doch als Karrieresprung möchte der um offene Worte nie verlegene Geistliche diesen Schritt nicht bezeichnen: „Eher als stabile Seitwärtsbewegung.“

Publizistische Neigung

Ja, Becker tritt, was die kirchliche Arbeit in Hagen angeht, zur Seite. Viele Pfarrer und Mitarbeiter bedauern diesen Schritt, galt der gebürtige Siegerländer aufgrund seiner kommunikativen Fähigkeiten und seiner Leutseligkeit als Idealbesetzung für die Superintendentur. Doch in Becker steckt auch eine große publizistische Neigung, er hat ein Praktikum beim Bayerischen Rundfunk absolviert, war zwei Jahre lang für eine Tageszeitung tätig und einst Pressesprecher des Kirchenkreises: „Und dieses journalistische Interesse besitze ich nach wie vor.“

In seinem zukünftigen Job in Brackwede darf und will er auch Beiträge für die evangelische Wochenzeitung „Unsere Kirche“, die in einer Auflage von 50.000 Exemplaren erscheint, verfassen. Deshalb jetzt die stabile Seitwärtsbewegung.

Gottesdienste wieder besser besucht

Fort aus Hagen zieht es Becker jedoch nur dienstlich. Er will mit Frau und Tochter (3) auf Emst wohnen bleiben, weil ihm diese Stadt ans Herz gewachsen ist: „Ich liebe die schönen Ecken wie den Ebert-Platz oder die Elbers-Hallen, aber auch einen Stadtteil wie Altenhagen. Dieser Mix, der die Stadt ausmacht, spiegelt das echte Leben wider.“

Dass die christliche Religion in diesem echten Leben häufig nur noch eine marginale Rolle spielt, ist Becker bewusst, indes besitzt er kein Patentrezept dafür, wie die Kirche dem galoppierenden Mitgliederverlust begegnen könnte: „Viele Austritte gibt es ja gar nicht, es ist vor allem der demographische Schwund, der uns zu schaffen macht.“ Dass die Kirche nicht alles falsch anfasse, sei daran abzulesen, dass die Gottesdienste heutzutage wieder besser besucht seien als vor zehn Jahren.

Ganz einfacher Glaube

Becker selbst besitzt, wie er selbst sagt, einen ganz einfachen Glauben: „Dass es Gott gibt und dass Gott die Menschen liebt. Und dass nicht alles Zufall und egal ist, was in dieser Welt passiert.“

Er habe das Christsein stets als offene, freie Religion empfunden und stelle sich Gott als mildes Wesen vor, das sehr gütig auf die Menschen blicke. Warum Gott dann so viel Schlechtes in der Welt zulasse? „Wenn Gott alles steuern würde und alle Menschen gut wären, dann wären wir seine Marionetten. Dann wären wir nicht mehr frei.“

Superintendent Becker wird heute Nachmittag im Gemeindehaus in Wehringhausen offiziell verabschiedet. Was folgt, ist eine stabile Seitwärtsbewegung.