Haspe. . Bei der AWo Westerbauer schwingen viele Damen im besten Alter und ein Herr beim Bauchtanz ihre Hüften.

Kevin ist kein Phantom. Kevin steht mit vor den großen Spiegeln und lässt seine männlichen Hüften Kreisen. Eigentlich. Denn noch Kevin nicht da. Leider.

Dafür tanzt Nadine Batze (29), die sich Nadya Alima nennt und dieses süße Piercing in ihrem Bauchnabel versteckt hat. Und Daniela Hesse (20), Katherina Petrantis (35), Katja Söhn (38), Christina Zinke (43), Gaby Tilger (48) und Christina Frenz (49). Allesamt Frauen im besten Alter und mit gesunden Rundungen. Frauen, die sich einmal in der Woche zum Bauchtanz im Awo-Begegnungszentrum Westerbauer treffen.

Auch bei schlanken Frauen kann Bauchtanz ästhetisch aussehen

Magere Knochengerüste sind nicht dabei. „Wenn man ein bisschen was auf den Hüften hat, ist das schon von Vorteil“, sagt Nadya, „aber im Grunde kann Bauchtanz auch bei sehr schlanken Frauen ästhetisch aussehen. Bei uns sind Menschen mit jeder Körperfülle willkommen.“ Es ist die Musik, die bewegt. Orientalische, die so anders ist als vieles, was in Charts und Diskotheken rauf- und runtergenudelt wird, klingt aus den Boxen. Nadya Alima, die Tanzlehrerin, trägt einen weinroten Rock und ein Bustier, das mit glitzernden Pailetten besetzt ist – wie die Sterne aus tausendundeiner Nacht.

Instructor würde man das Neudeutsch in einem Fitness-Studio nennen – Nadya steht in der ersten Reihe. Wenn sie sich dreht, dreht sich die Gruppe mit. Geht sie nach rechts, wandern alle anderen hinterher. Schreitet sie nach links, tun es ihr die Frauen gleich. Sie gibt die Kommandos. Und die anderen vertrauen ihrem Gefühl für die richtige Bewegung im richtigen Moment.

Bewegung stärkt die Muskulatur

Frauen, die (bis auf eine feurige, marokkanische Ausnahme) keine orientalischen Wurzeln haben. „Ich bin aus reiner Neugierde dazugekommen und geblieben“, sagt Katja Söhn, „es macht einfach Spaß.“ Überwindung habe es sie nicht gekostet, vor anderen körperbetont zu tanzen. Auch nicht, als sie mit der Truppe zum ersten Mal auf der Bühne gestanden hat.

Vielleicht auch, weil der Tanz nicht nur Bewegung und Rhythmus vereint, sondern weil er so viele positive Effekte hat. „Er ist gut bei Rückenbeschwerden und für die Bandscheiben. Und er hilft nach der Schwangerschaft“, sagt Nadya Alima, „die leichten Bewegungen stärken die Muskulatur.“ Bauchtanz sei gut, um Stress abzubauen. Wenn man Kummer habe, könne man sich den von der Seele tanzen.

Bewegungen in den Alltag integrieren

Der Rhythmus wirkt nach. Auch im Alltag der Frauen. „Das bleibt einfach hängen, auch wenn unser Training längst beendet ist“, sagt Christina Zinke, „ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich im Alltag bestimmte Bewegungen einstreue, die wir zuvor trainiert haben.“

Eines der Handys summt in der Pause. Es ist eine SMS vom Hahn im Korb. Von Kevin, dem männlichen Bauchtänzer mit dem ganz besonderen Schwung. Kevin kann nicht. Zumindest heute. Dabei hätten wir ihn so gerne tanzen gesehen.