Hagen. „Was macht eigentlich Eva Nitsch?“ fragen wir diesmal im Rahmen unserer Serie.
Elias Isaaya heißt der wichtigste Mann im Leben von Tänzerin Eva Nitsch. Sieben Monate ist er alt und bestimmt das Leben der 32-Jährigen. „Er ist immer mit dabei, ich baue ihn so gut es geht in meinen Alltag ein“, erzählt die stolze Mama. Vor sechs Jahren ertanzte sie sich den zweiten Platz bei der Casting-Show „You can dance“. Danach veränderte sich ihr Leben grundlegend.
Im Hintergrund brabbelt der Kleine vor sich hin, ab und an erklingt ein freudiges Quietschen. Papa Holger passt auf den Wonneproppen auf, wenn Mama Eva beschäftigt ist. Um die beiden Männer dreht sich das gesamte Leben der Tänzerin. Den einen kennt sie schon 18 Jahre, er ist ihre große Liebe. Der andere kann noch nicht einmal krabbeln, eroberte aber im Sturm das Herz seiner Mama. Und dann gibt es da noch diesen anderen Teil ihres Lebens.
Griechische Wurzeln
Dort zeigt sie ihren Ehrgeiz und das Temperament, das ihr durch ihre griechische Mutter in die Wiege gelegt wurde: beim Tanzen! Früher war sie aktiv auf Tournee mit zahlreichen Künstlern, war Mitglied der 90-Jahre-Girl-Band „SistaSista“. Heute unterrichtet sie Tanz, so kann sie ihre Kreativität mehr ausleben. „Ich liebe es zu tanzen und werde es auch immer gerne machen. Aber als Choreographin kann ich meinen eigenen Kopf durchsetzen und den Stil tanzen, den ich möchte“, erzählt Eva Nitsch. Als Tänzerin müsse man sich dem Willen des Choreographen beugen, hat kaum Mitspracherecht.
Deshalb wählt Eva Nitsch nun den anderen Weg, einen, der es ihr ermöglicht, viel Zeit mit ihrem Sohn zu verbringen. Wer aktiv tanzt, reist durch die ganze Welt. Das möchte sie zurzeit nicht. „Ich mag den Kleinen noch nicht alleine lassen. Das mag vielleicht für manche komisch sein, aber für mich ist es absolut noch keine Option“, erklärt Nitsch. Gemeinsam mit ihrem Tanzpartner Daniel Hernandez eröffnete sie eine Tanzschule in Köln, ihrem jetzigen Wohnort.
Hagen verließ sie das erste Mal mit 17 Jahren, als sie mit „SistaSista“ auf Tournee ging – nach Japan und Skandinavien. Ein bekannter Choreograph hatte sie damals bei einer Abschlussfeier ihrer Schule entdeckt. Drei Jahre stand sie für die Girl-Group auf der Bühne. Danach fuhr sie für ein Jahr nach Miami, zum Tanzunterricht, und reiste wegen eines fehlenden Visums alle drei Monate zurück in die Heimat. Holger kannte sie damals schon. „Für ihn war es wirklich schwierig, ich hätte auch niemals damit gerechnet, dass er auf mich wartet“, sagt Eva Nitsch glücklich.
Plastikrose für den zweiten Platz
Die Perspektive, als sie aus den Staaten wieder kam, war alles andere als rosig. Das einzige, was sie wusste: Sie wollte tanzen. Die Casting-Show gab ihr die Plattform, die sie benötigte. Auch wenn sie von dem Format an sich eher enttäuscht war. „Ich habe als Zweitplatzierte eine Plastikrose bekommen, die ich hinterher sogar wieder abgeben musste. Das war peinlich.“ Danach ging es steil bergauf. Zahlreiche Künstler wie Loona fragten nach ihr, Eva war in der ganzen Welt unterwegs. 2011 kam das abrupte Ende: Sie war ausgebrannt, brauchte eine Pause. Damals entwickelte sie eigene Choreographien.
In diesem Jahr war es dann so weit: die eigene Tanzschule. Noch ist alles am Anfang, aber einige Tänzer haben sie und ihr Tanzpartner schon unter Vertrag. Ihre Heimat vermisst sie nur manchmal, ihr Leben ist jetzt in Köln. „Aber meine beste Freundin und meine Mutter leben hier. Da besteht die Verbindung natürlich nach wie vor.“ Länger als zwei Tage ist sie dennoch nie in Hagen. Nur ihrem Sohn möchte sie die Stadt zeigen – wenn er größer ist und endlich laufen kann.