Hagen. Der Stadtrat wird dem ehemaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg in seiner Sitzung am Donnerstag wahrscheinlich die Ehrenbürgerwürde aberkennen und das ehrende Gedenken entziehen. Hindenburg war 1933 zusammen mit Adolf Hitler zum Ehrenbürger Hagens ernannt worden.

Der Stadtrat wird dem ehemaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg in seiner Sitzung am Donnerstag die Ehrenbürgerwürde aberkennen und das ehrende Gedenken entziehen. Darauf einigte sich ein interfraktioneller Arbeitskreis auf Antrag des Hagener Geschichtsvereins. Hindenburg wurde 1925 zum Präsidenten der Weimarer Republik gewählt, nach seiner Wiederwahl 1932 ernannte er am 30. Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler.

Gewalttätige Einschüchterung

Die Ehrenbürgerwürde der Stadt Hagen wurde Hindenburg im gleichen Atemzug wie Hitler am 6. April 1933 durch den bereits von der NSDAP dominierten Stadtrat widerspruchslos verliehen. Der spätere Nazi-OB Heinrich Vetter erklärte, dies geschehe „aus Dankbarkeit und Ehrfurcht gegen den alten Generalfeldmarschall, der den Führer berief“. Der damalige Beschluss habe auf der Missachtung demokratischer Grundsätze und auf gewalttätiger Einschüchterung der Opposition beruht, so Wolfgang Müller, Lehrer an der Gesamtschule Helfe und Vorsitzender des Geschichtsvereins: „Die Parlamentarier waren umringt von uniformierten SA- und SS-Männern.“ Zudem trage Hindenburg eine hohe Mitverantwortung für die Zerstörung der Weimarer Demokratie und die Etablierung des Nazi-Regimes: „Er war keineswegs senil und hat sich auch nicht übers Ohr hauen lassen. Nein, er hat Hitler im vollen Bewusstsein seiner geistigen Kräfte an die Macht verholfen.“

Im interfraktionellen Arbeitskreis habe Einigkeit bestanden, dem Antrag des Geschichtsvereins zu entsprechen, so Thomas Walter (CDU): „Hindenburg war zwar kein Nazi, aber auch kein Vorbild, mit dem man ein ehrendes Gedenken verbinden sollte.“ Entscheidend sei, dass die Ernennung 1933 gemeinsam mit Hitler erfolgt sei.

Vom Ehrenbürger Adolf Hitler, dem dieser Titel seinerzeit in zahlreichen deutschen Städten verliehen wurde, hatte sich der Hagener Rat bereits 1946 distanziert. 1983 folgte ein weiterer Beschluss, dass die Ehrenbürgerschaft Hitlers spätestens mit dem Ende der Gewaltherrschaft (Hitler beging am 30. April 1945 Selbstmord, eine Woche später kapitulierte die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg) erloschen sei. Auch Hindenburg war Ehrenbürger zahlreicher Städte, von denen ihm einige die Würdigung nach dem Krieg posthum aberkannten. Das soll nun auch in Hagen geschehen.