Hagen. .
Besucherrekord im Westfalenbad, Direktvergabe an die Hagener Straßenbahn, weitere neue Busse mit Klimaanlagen. Es gab viele gute Nachrichten, die Christoph Köther, Geschäftsführer der Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft, verkünden konnte. Hinter allen steckt eine Zahl, die die Rekordbilanz der Stadttochter untermauert: Der Jahresfehlbetrag lag im Jahr 2012 bei nur 9,2 Millionen Euro und damit noch einmal um rund 700.000 Euro unter dem Ergebnis des Jahres 2011.
„Fehlbetrag“, sagt Köther, „das hört sich zunächst nicht gut an. Aber wir sind ein Unternehmen der Daseinsvorsorge, das nicht ausschließlich auf Gewinn ausgerichtet ist. Die Preise, die wir für unsere Dienstleistung nehmen, orientieren sich ja nicht an unseren Kosten. Sie sind politisch so gewollt. In den letzten zehn Jahren haben wir das Defizit mehr als halbiert.“
Um 200.000 Euro gestiegen ist der Fehlbetrag bei der Hagener Straßenbahn. „Allerdings haben wir 2011 auch in diesem Bereich das beste Ergebnis der letzten 25 Jahre eingefahren“, so Köther und verweist auf Kostensteigerungen durch Tarifabschlüsse und steigende Energiekosten.“ Hinzu kommen leicht rückläufige Fahrgastzahlen, die Köther auf die demografische Entwicklung zurückführt.
Trotzdem sieht sein Unternehmen naturgemäß die Zukunft in Hagen. Und ist auf einem vorbildlichen Weg. Denn in Sachen Direktvergabe ist die Straßenbahn AG im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr weit vorn. „Die ist wirksam geworden“, sagt Köther und sieht das als Zeichen für die ausgezeichnete Wettbewerbsfähigkeit des Verkehrsdienstleisters. Denn: Eine solche Vergabe ist nach EU-Recht strikt geregelt. Ein Jahr bevor sie erfolgt, muss sie im EU-Amtsblatt ausgeschrieben werden. Mögliche Konkurrenten können in dieser Zeit ihre Ansprüche anmelden und sich ebenfalls bewerben. Was aber nicht passiert ist. Somit hat die Straßenbahn AG zunächst Planungssicherheit bis 2022.
Was Investitionen in die Flotte einfacher macht. Sechs neue Busse sind in 2012 angeschafft worden, zehn werden es in diesem Jahr sein. Insgesamt 31 Busse fahren dann mit Klimaanlage. „Darin sehen wir eine echte Qualitätsverbesserung.“
Verbessert wird das Angebot auch im Westfalenbad. Insbesondere die Besucherzahlen im Saunabereich (70.000 statt der kalkulierten 60.000) machen das nötig. „Die Arbeiten für eine weitere Sauna im Außengelände haben begonnen“, so Köther, „daneben wird ein neuer Ruheraum entstehen. Das Gebäude wird größer als das bestehende.“
Investitionen in diesem Segment machen auch wirtschaftlich Sinn. Der Saunabereich, so Köther, schreibe für sich betrachtet schwarze Zahlen. Mit dem guten Ergebnis würden die defizitären Bereiche von Hagenbad subventioniert.
Immerhin 680.000 Besucher kamen 2012 insgesamt in die Hagener Bäder. 81.000 mehr als noch im Jahr zuvor. „Das unterstreich noch einmal, dass das Bäderkonzept mit dem Neubau des Westfalenbads eine richtige Entscheidung war“, so Köther.
Getrübt wird die gute Bilanz des einen Unternehmens durch schlechte Prognosen eines anderen. Denn der Energieversorger Enervie, an dem Hagen mit 42,66 Prozent beteiligt ist und an dem die HVG die städtischen Anteile hält, hatte im Rahmen seiner Bilanz angekündigt, dass die künftige Dividende erheblich geringer ausfalle (unsere Zeitung berichtete).
Sechs Millionen Euro aus dieser Zahlung fließen an die HVG, um das Defizit bei der Straßenbahn zu deckeln. „Wird weniger ausgeschüttet, muss die Stadt einspringen“, so Köther, der um die Hagener Haushaltssorgen weiß. Welche Konsequenzen das Wegbrechen der Dividende konkret hätte, müssten Verhandlungen mit der Stadt zeigen.