Hagen. . Die Enervie-Gruppe hat die insgesamt 34 Betriebsvereinbarungen für ihre rund 1500 Mitarbeiter zum 31. Dezember gekündigt. Spürbar werden erste Einschnitte für die Beschäftigten frühestens Ende Januar 2014.
Die Enervie-Gruppe hat die insgesamt 34 Betriebsvereinbarungen für ihre rund 1500 Mitarbeiter zum 31. Dezember gekündigt. Spürbar werden erste Einschnitte für die Beschäftigten frühestens Ende Januar 2014. „Mehr als die Hälfte der Vereinbarungen entfaltet aber eine Nachwirkung“, so Vorstandssprecher Ivo Grünhagen, „grundsätzlich so lange, bis eine Neuregelung getroffen ist.“ Darüber will die Unternehmensführung in nächster Zeit mit den Betriebsräten sprechen.
Hintergrund für den Schnitt, der laut Betriebsrat für reichlich Unruhe in der Belegschaft gesorgt habe, ist die Ausgliederung einer Bädergesellschaft mit rund 70 Mitarbeitern, die bislang bei den Stadtwerken Lüdenscheid (neben Mark-E und Enervie Asset Network Tochter der Enervie) angesiedelt war. „Diese Ausgliederung bringt in Lüdenscheid eine Steuerersparnis von 800.000 Euro pro Jahr“, so Grünhagen, der mit Blick auf einen rückwirkenden Effekt sogar von knapp 4 Millionen Euro Steuerersparnis für die gesamte Gruppe spricht.
19 Betriebsvereinbarungen bei Mark-E gekündigt
Dahinter steckt ein Gerichtsurteil, dass es unmöglich macht, Verluste aus dem Bäderbetrieb mit den Gewinnen der Stadtwerke zu verrechnen: „Zunächst haben wir diese Möglichkeit der Ausgliederung gar nicht gesehen. Wir waren selbst positiv überrascht, als sie sich vor vier Wochen aufgetan hat.“
Bis Ende dieses Monats allerdings muss die Ausgliederung vollzogen sein, damit die Steuervorteile voll wirksam werden. Was einen gewissen zeitlichen Druck erklärt. „Die Betriebsvereinbarungen, die ja kollektiv für alle gelten, wären mit Überführung der Mitarbeiter in die neue Gesellschaft zu Individualrecht geworden“, so Grünhagen, der die Aufregung um die Kündigung nicht nachvollziehen will. Das bedeute, so der Vorstand, dass bei künftigen Änderungen Verhandlungen mit jedem einzelnen der betroffenen Mitarbeiter nötig gewesen wären. In diesem Zusammenhang habe man sich entschlossen, nicht nur die 15 Betriebsvereinbarungen bei den Stadtwerken Lüdenscheid, sondern auch die 19 bei der Mark-E zu kündigen. Es gehe dabei um eine Anpassung und eine Harmonisierung.
Enervie-Vorstandssprecher Ivo Grünhagen sieht Handlungsbedarf
Betriebsvereinbarungen seien schon immer Gesprächsthema zwischen Vorstand und Betriebsrat gewesen, so Grünhagen, der sich von einer Neustrukturierung durchaus Einsparungen für das Unternehmen verspricht. Allerdings stellt er heraus: „Wir wollen das Gespräch mit den Betriebsräten suchen und Vereinbarungen wieder aufbauen.“ Man habe dem Betriebsrat durchaus deutlich gemacht, dass man einen Handlungsbedarf sehe.
Was der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Thomas Majewski allerdings anders sieht: „Mit uns hat im Vorfeld niemand geredet. Dabei hätten wir erwartet, dass man die Punkte zumindest selektiv mit uns durchgeht“, meinte er im Gespräch mit dieser Zeitung. „So stellen wir uns Unternehmenskultur nicht vor.“ Trotz zweimaliger Aufforderung gebe es bis heute keinen Gesprächstermin mit dem Vorstand zu dem gesamten Themenkomplex. Majewski hofft aber, dass der Vorstand mit dem bevorstehenden Verkauf der Lekker-Anteile wieder mehr Zeit für die Belange der Enervie-Gruppe findet.
Volumen von sechs Millionen Euro
Dass es sich beim gesamten Spektrum der variablen Vergütungen, Erschwerniszuschläge, Rufbereitschafts-Boni und Deputatsregelungen um ein Volumen von sechs Millionen Euro handele, vermochte der Belegschaftsvertreter nicht zu bestätigen: „Ich halte diese Summe aber nicht für unrealistisch.“
Für die Neuverhandlung der künftigen Betriebsvereinbarungen strebt Majewski die Erarbeitung eines Gesamtpaketes an: „Wenn wir da angesichts der gesamtwirtschaftlichen Situation etwas erbringen müssen, dann erwarten wir zunächst, dass sich auch Vorstände, Führungskräfte und Aktionäre daran beteiligen.“ Erst dann seien auch die Mitarbeiter zu Einschnitten bereit.