Haspe. . Schreinermeister Hagen Jeschke steht mit 81 Jahren noch in der Werkstatt. Aus einem Baum macht er einen Schrank.
Der Pumuckl fehlt. Irgendwo muss sein Bettchen stehen, dass ihm der Meister eigens gezimmert hat. Ein kleines. Eines, in das so ein echter Kobold eben passt.
Der Pumuckl fehlt. Sonst aber erinnert vieles an die Schreiner-Werkstatt von Meister Eder in München. Dieser Eder aber heißt Jeschke und mit Vornamen genau so wie die Stadt, in der er wohnt.
Hagen Jeschke hat seine Schreinerei hinter einem Garagentor am Hasper Kreisel. Und hinter diesem Tor vollbringt der 81-jährige Handwerker, der seit 16 Jahren Hasper ist, wahre Wundertaten.
Die Sache mit dem Kirschbaum ist so eine. Dieser Kirschbaum steht jetzt auf seiner Werkbank. Er ist ein Schränkchen. Eines auf grazilen Füßen mit Geheimfächern.
Mit der Kettensäge zerlegt
Einmal stand der Kirschbaum auf einem Grundstück an der Waldstraße. Dann kippte er um. Udo Lindenbach hat ihn geborgen und mit einer Kettensäge zerlegt. „Bring mir mal das Holz“, hat Hagen Jeschke zu ihm gesagt. In seiner Werkstatt trockneten die Scheite. Dann setzte der Schreiner immer wieder den Hobel an. So lange, bis er Bretter und massive Stücke hatte, die er bearbeiten konnte. „Wenn man sieht, wie Hagen diesen Schrank erst gezeichnet und dann zusammengebaut hat – das ist richtige Kunst“, sagt Udo Lindenbach.
Jedes Möbelstück ist Kunst. Und jedes hat eine Geschichte. So wie der kleine Apothekerschrank, der aus einem Stücke Eiche entstanden ist, das mindestens 600 Jahre auf dem Buckel hat. „Das Holz stammt aus einem alten Schloss“, erzählt Hagen Jeschke, der als Junge in einer Schreinerei einem Mann beim Schnitzen zusah und sofort wusste: Das ist mein Beruf.
Vieles von dem, was er in den letzten Jahren geschaffen hat, steht in der Wohnung über der Werkstatt. „Ich mache Möbel ja nur noch für die Familie und für Freunde“, sagt Hagen Jeschke, dem seine Frau Dorothee bei der Arbeit hilft, „nichts von dem, was ich herstelle, verkaufe ich. Ich mache gerne anderen eine Freude.“
Ruhe bei der Arbeit
So wie Udo Lindenbach, der mit seinem Sohn einst an der Werkstatt vorbeiging und mit dem er ins Gespräch kam. Aus einem Baum ein Möbelstück: „Das kann und macht keiner mehr. Heute werden Schränke nur noch zusammengekloppt. Ich gehöre zu einer aussterbenden Zunft“, sagt der 81-Jährige über das Unikat. „Ich finde Ruhe bei der Arbeit. Wenn ich morgens um 6 Uhr wach werde, dann gehe ich manchmal runter in die Werkstatt.“
Das ist auch ein Grund, warum er nie von Säge und Hobel lassen konnte. „Ich seh’ schon“, sagt Hagen Jeschke, „eines Tages steht der Tod bei mir an der Tür und klopft. Und dann kann meine Frau sagen: Der Hagen ist in der Werkstatt. Der kann jetzt nicht.“