Breckerfeld. . Vor 125 Jahren wurde die Schreinerei Spannagel gegründet. Noch heute ist das Unternehmen in Familienbesitz- Der Schwerpunkt liegt auf Bestattungen.

Artwig Spannagel hat quasi sieben Tage in der Woche rund um die Uhr Bereitschaftsdienst. Seit 1991 führt er die in der Breckerfelder Hochstraße ansässige „Schreinerei Spannagel“, und deren Hauptgeschäftszweig sind Bestattungen. Dies war nicht immer so.

Urgroßvaters Werkstatt

Vor 125 Jahren, am 1. Juli 1887, eröffnete August Brüninghaus, der Urgroßvater des heutigen Inhabers, eine Schreinerwerkstatt in der Kirchstraße. Um die Jahrhundertwende herum verlegte er den Betrieb in das Haus an der Hochstraße und übergab sein Geschäft an seinen Sohn. Anders als sein Vater hatte August Brüninghaus junior keinen männlichen Erben, und so wurde Schwiegersohn August Wilhelm Spannagel, eigentlich gelernter Stellmacher und Karosseriebauer und verheiratet mit Marianne Brüninghaus, nach dem Krieg in die Tischlerei eingebunden. 1954 legte „Auwi“ seine Meisterprüfung zum Schreiner ab. Sein Meisterstück: die „Strahlentür“ im Martin-Luther-Haus.

Das Anfertigen von Särgen zählte schon immer zum Berufsalltag der Schreinerfamilie, das Unternehmen „lebte“ in früheren Zeiten jedoch in erster Linie von der Bau- und Möbelschreinerei. Marianne Spannagel, geb. Brüninghaus, besitzt noch Schränke, die einst ihr Großvater geschreinert hat. Und ein Paar alte Skier erinnern an die Zeit, als die Hansestadt winters noch regelmäßig unter einer dicken Schneedecke versank: „Bis in die 70er Jahre hinein hat mein Vater Auwi, selbst begeisterter Langläufer und Skispringer, erfolgreich Wintersportgeräte aus Holz gebaut und verkauft“, erzählt Artwig Spannagel. Er selbst sei vielen Breckerfeldern (nur) als Bestatter bekannt: „Ich führe aber nach wie vor auch kleinere Aufträge als Möbelschreiner und aus.“

Schleichender Wandel

Der Wandel vom Schreinerbetrieb zum – vordergründig – reinen Bestattungsunternehmen sei „schleichend“ gekommen. Auch, weil heutzutage bei Möbeln, Türen und Fenstern eher auf den Preis denn auf Qualität geachtet werde: „Gegen Ikea und Co. haben kleine Tischlereien keine Chance“, sagt Artwig Spannagel. Bis in die 60er Jahre habe man Särge in der hauseigenen Werkstatt geschreinert, heute müsse man sie aus Kostengründen industriell fertigen lassen.

Ebenso habe sich die Bestattungskultur verändert. „In Breckerfeld liegt der Anteil der Einäscherungen mittlerweile bei gut 60 Prozent“, weiß Artwig Spannagel. „Oft wollen oder können Hinterbliebene wenig Zeit für die spätere Grabpflege aufbringen.“

Dienstleistungen spielen große Rolle

Dafür sei der Bereich Dienstleistung in den letzten Jahren beim Handwerksbetrieb Spannagel immer mehr in den Vordergrund gerückt. „Wir erledigen bei Sterbefällen für die Trauernden sämtliche Formalitäten und Behördengänge, kümmern uns um Traueranzeigen und Trauerfeier, übernehmen bei Bedarf die Abwicklung mit gesetzlichen Krankenkassen oder der Rentenberechnungsstelle.“ Auch Seebestattungen, In- und Auslandsüberführungen organisiert das Familienunternehmen von Breckerfeld aus.

Der tägliche Umgang mit Trauer und Tod, der einfühlsame Umgang mit den Hinterbliebenen – das alles gehört seit nunmehr vier Generationen und insgesamt 125 Jahren zum Alltag der Familie Brüninghaus/Spannagel. Dass diese Familientradition aufrecht erhalten bleibt, dafür will Artwig Spannagels Sohn Dennis sorgen: Der Tischlergeselle möchte sich ab Oktober zum Bestatter weiterbilden lassen.