Siegen/Hagen. . Konjunktursonne über Südwestfalen: Die Handwerkskonjunktur Südwestfalens ist trotz des harten Wetters nicht wie befürchtet eingebrochen. Eine Umfrage der Handwerkskammer ergab Bestwerte seit dem Einheitsboom. Vor allem das Bau- und das Ausbauhandwerk tragen den Boom.

Der lange Winter hat nicht zum befürchteten Einbruch in der Handwerkskonjunktur Südwestfalens geführt - im Gegenteil. Lage und Erwartungen der Unternehmen sind so gut wie lange nicht, wie aus der Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer Südwestfalen unter 2045 Betrieben hervorgeht.

„Das Konjunkturbarometer hat mit 125 Punkten den höchsten Wert einer Frühjahrsumfrage seit dem Wiedervereinigungsboom und den dritthöchsten aller Konjunkturumfragen der Handwerkskammer Südwestfalen seit 1978 erreicht“, berichtete Hauptgeschäftsführer Meinolf Niemand bei der Präsentation der Zahlen im Autohaus Hoppmann in Siegen. Alle Branchen sähen zuversichtlich in die Zukunft und erwarteten für die Sommermonate „ausnahmslos“ steigende Auftragszahlen, deutliche bessere Umsätze sowie wegen des Fachkräftemangels auch mehr Beschäftigung.

Vor allem das Bauhandwerk profitiert

Verantwortlich für die insgesamt fast ausgelassen gute Stimmung unter Südwestfalens Handwerkern sind vor allem das Bau- und das Ausbauhandwerk, die von der energetischen Sanierungswelle an Häusern und Wohnungen profitieren. Niemand sprach hier vom Handwerk als „Ausrüster der Energiewende“ mit Beteiligung zahlreicher Gewerke wie etwa Heizungs- und Klimatechniker, Dachdecker, Maler und Anstreicher oder Stukkateure.

Der einzige kleine Ausreißer nach unten betrifft ausgerechnet Deutschlands Vorzeigebranche: Die handwerklichen Zulieferer der Autoindustrie in Südwestfalen zeigten sich in der Umfrage eher „zurückhaltend“, wie Niemand es ausdrückte.

Dass es beim Autoabsatz nicht rund läuft, unterstrich Bruno Kemper, Geschäftsführer des in Siegen und Umgebung aktiven Autohauses Hoppmann. Während der Bereich Reparatur und Wartung sowie das Gebrauchtwagengeschäft weiter gut liefen, gehe der Neuwagenabsatz zurück. Eine „Grundunsicherheit“ der Verbraucher infolge der Schuldenkrise in Europa beeinträchtige den privaten Absatz. Ein Neuwagen wird Kemper zufolge heute durchschnittlich nicht mehr vier, sondern fünf Jahre gefahren, der Neukauf folglich immer weiter hinausgeschoben.

Firmen wollen ihr Personal aufstocken

Wie gut Lage und Erwartungen insgesamt sind, machte der Hauptgeschäftsführer an Zahlen deutlich: Während im vergangenen Frühjahr noch 27 Prozent der Betriebe ihre Lage als gut bezeichneten, sind es aktuell 33 Prozent. Immerhin 38 Prozent erwarten bis zum Herbst gute Geschäfte.

Immer mehr Firmen wollen daher ihr Personal aufstocken - am meisten rechnen laut Umfrage Bauhandwerk und Kfz-Gewerbe mit Neueinstellungen. Meinolf Niemand zufolge ist das sowohl eine Chance für ältere Mitarbeiter als auch für junge Leute mit Karriereabsichten im Handwerk, etwa für Abiturienten. Wegen des bevorstehenden Generationenwechsels steige auch die Chance junger Meister, einen Betrieb übernehmen zu können.

Auftragslage hat sich wieder erholt

Kammer-Pressesprecher Markus Kluft sprach von einer „signifikanten Verbesserung der Wirtschaftslage im Jahresvergleich“ und rechnet sogar mit einer Beschleunigung des seit drei Jahren andauernden Aufschwungs im Handwerk. Nach einer kleinen Konjunkturdelle zum Jahresende habe sich auch die Auftragslage erholt - die Aufträge reichten heute deutlich weiter als noch Ende 2012.