Hagen-Mitte. Das Finale des Tanztheaterfestivals Tanzräume auf dem Elbersgelände war gelungen, gefühlvoll und frech.
Junge Choreographen hatten am Sonntag sowie am gestrigen Abend zum Tanzlabor eingeladen. Wobei das Programm nicht ausschließlich von Nachwuchs-Choreographen, sondern auch vom Ballettchef des Hagener Theaters erstellt wurde.
„Es haben sich nur zwei junge Leute getraut“, entschuldigte denn auch Andrea Honickel vom Kulturbüro die Unterstützung durch den Profi Ricardo Fernando. Dass die beiden Nachwuchs-Choreographen verdientermaßen tosenden Applaus einheimsten, verstand sich von selbst.
Und auch Ricardo Fernando wusste den Mut, den Shinsaku Hashiguchi und Huy Tien Tran an den Tag legten, zu schätzen. Die beiden Tänzer des Hagener Balletts bewiesen an den zwei Abenden, dass sie nicht nur perfekt in Körperbeherrschung, sondern auch talentiert in der Interpretation von Emotionen und Tanz sind.
Enttäuschung und Hingabe
Mit der Uraufführung „Mental Sketch Modified“ von Shinsaku Hashiguchi wurde die vierteilige „Tanzräume“-Inszenierung eröffnet. Starke Piano- und Geigenklänge und sechs Tänzer in sterilen weißen Hemden und grauen Hosen erweckten Bilder von Gefühlen wie Enttäuschung und Hingabe auf der Bühne zum Leben.
Ganz anders die zweite Nummer: Ricardo Fernando bewies mit seiner Choreographie „Midnight Lullyba“ seinen herrlichen Witz und die Fähigkeit, kleine Szenen zu großer Kunst werden zu lassen. Frech und unterstützt durch eine Matratze, fragte Fernando tänzerisch das Festival-Publikum „Wie gehen Sie schlafen?“ und nahm das Ritual des Zubettgehens unkonventionell aufs Korn. Shinsaku Hashiguchi als mal liebestoller, mal genervter Freund, und Eunji Yang als einerseits sexy, andererseits biestig, tanzten und balgten sich rund um die Frage „Wer wickelt wen um den Finger?“ und „Wer hat die Hosen an?“.
Alleinsein und Zweisamkeit
Alleinsein und Zweisamkeit, Synchronität und auswegloses aneinander vorbei laufen waren die Themen in „Voices“, ebenfalls von Ricardo Fernando auf die Bühne gebracht.
Strukturiert und kontrolliert – so präsentierte sich die letzte Produktion des Abends, choreographiert von Huy Tien Tran. Ein Binärcode flimmert über eine Leinwand, harte Elektropop-Klänge – die Tänzer werden zu ferngesteuerten Automaten, die nicht sehen, hören und sprechen. Ein gelungenes Tanzräume-Finale.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.