Hagen. . Der Bohrer auf Haßley kommt voran, die Aufarbeitung nach dem Millionen-Desaster offenbar nicht. Die HVG sollte ein Angebot für ein externe Prüfung der Panne entwerfen. Bislang liegt aber nichts vor.

Der Bohrer, der in 20 Metern Tiefe den Kanal zur Entwässerung des Sonneborn-Geländes vorantreibt, arbeitet sich dieser Tage zügig vor. Weit mehr als die Hälfte der Gesamtstrecke ist nach Auskunft des Wirtschaftsbetriebs Hagen (WBH) geschafft. Weitere Probleme habe es bislang nicht gegeben.

Die Aufarbeitung des Kanal-Desasters, das den Gebührenzahler mit Mehrkosten in Höhe von 1,3 Millionen Euro belastet, kommt offenbar nicht ganz so zügig voran. Im Dezember war dem Bohrer quasi der Berg auf den Kopf gefallen. Brüchiges Karstgestein hatte sich unterirdisch gelöst und sich auf das Rohr gesetzt, das im Vortriebsverfahren parallel zur A45 in Richtung Donnerkuhle verlegt wird. Folge: Über Monate ruhten die Arbeiten. Ein 20 Meter tiefer Schacht musste gegraben und mit Beton ausgespritzt werden, um die Maschine zu bergen.

Vorwürfe gegen den WBH

Als die Mehrkosten für das mit 2,9 Millionen Euro Kosten kalkulierte Projekt öffentlich wurden, beschleunigte das die Diskussion um Verantwortlichkeiten und die Frage, ob ein solches Risiko nicht absehbar war. Besonders die Grünen um die Umweltausschuss-Vorsitzende Hildegund Kingreen erhoben Vorwürfe gegen den WBH.

In der letzten Verwaltungsratssitzung des WBH einigten sich die Vertreter der Parteien darauf, dass eine unabhängige Untersuchung der Abläufe und des Risikomanagements Licht in den Kanaltunnel bringen könne. Also wurde der Vorstand beauftragt, bei der Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (HVG), die ja für die Stadt künftig das Beteiligungscontrolling in Gänze übernehmen soll, ein entsprechendes Angebot einzuholen. Noch liegt aber nichts vor. Was auch WBH-Vorstand Hans-Joachim Bihs bestätigt. Er erklärt, die HVG habe den Auftrag aus der letzten Sitzung mitgenommen. Ein Bericht sei aber auch nicht unmittelbar für die nächste Sitzung vorgesehen gewesen, die (mittlerweile verlegt) am Mittwoch stattfinden sollte: „Es handelt sich ja um eine Betrachtung im Nachhinein.“

"Neutrale Instanz auf das Projekt gucken"

Die Grünen wiederum glauben, dass ein notwendiges Angebot gar nicht eingeholt wurde. „Dabei handelt es sich um einen Beschluss im Verwaltungsrat“, so Grünen-Ratsherr Rainer Preuß, „es ist nicht hinnehmbar, dass der Vorstand diesen bislang nicht umgesetzt hat.“ Dieses Angebot hätte als Basis für eine Entscheidung darüber dienen sollen, ob eine neutrale Untersuchung beauftragt werden soll. Für Preuß gehört eine solche Projekt-Betrachtung zu einer professionellen Aufarbeitung. Insbesondere bei einer Maßnahme, die finanziell völlig aus dem Ruder laufe: „Bei solchen Problemen muss nicht der Projektdurchführende, sondern eine neutrale Instanz auf das Projekt gucken.“