Haßley. .

Der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) vergräbt gerade Geld. Und zwar weit mehr als ursprünglich vorgesehen. 1,3 Millionen mehr sind für den Kanalbau zur Erschließung des Sonneborn-Areals notwendig. Was bei einer kalkulierten Bausumme von 2,9 Millionen Euro einer Steigerung von rund 48 Prozent entspricht. Noch nicht berücksichtigt sind die Schadensersatzansprüche, die die ausführende Firma Sonntag für den viermonatigen Stillstand der Arbeiten erhebt. Nach Informationen unserer Zeitung handelt es sich noch einmal um 1,1 Millionen Euro.

Was bisher geschah: Im Sommer wurde Hagens aufwendigste Kanalbaumaßnahme der letzten Jahre vorgestellt. In 20 Meter Tiefe sollte sich ein Bohrer auf einer Strecke von 640 Metern durch härtestes Gestein vorkämpfen. Dahinter werden direkt Abwasserrohre in den Tunnel gedrückt. Doch im Dezember fiel dem Bohrer der Berg auf den Kopf. Mehr als vier Monate lang tat sich nichts mehr. Ein weiterer Schacht musste gebuddelt werden, um den Bohrer zu befreien und den Vortrieb wieder in Gang zu bringen. Hinzu kommen Optimierungen am Verfahren. Resultat: Die Kosten explodieren.

Besonders die Grünen sahen das Kanalbau-Projekt, mit dem einzig und allein das neue Möbelhaus erschlossen wird, schon kritisch, als von Bauverzug und Mehrkosten noch gar nicht die Rede war.

„Gebührenzahler relevant belastet“

„Das Projekt liegt derart neben den Zahlen, dass die Ursachen dringend aufgearbeitet werden müssen“, sagt Rainer Preuß, Mitglied des Verwaltungsrats der Stadttochter WBH, „wir müssen identifizieren, welche Möglichkeiten es gibt, so ein finanzielles Desaster zu vermeiden und weitere Folgeschäden abzuwenden. Schließlich wird der Gebührenzahler hier relevant mit Kosten belastet.“

Das gesamte Verfahren, so fordern die Grünen, müsse extern untersucht werden. „Der Oberbürgermeister will doch gerade die städtischen Töchter unter dem Dach der Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft ansiedeln“, so Preuß, „wenn wir der HVG diese Kompetenz zuschreiben, dann sollte sie sich doch mit dem finanziellen Desaster um den Kanalbau befassen.“ Er will dabei auch prüfen lassen, ob der Vertrag mit Sonneborn „so klug geschlossen wurde, dass der Investor an möglichen Mehrkosten beteiligt werden könne.“

Auch die anderen Fraktionen sind angesichts der Mehrkosten wenig begeistert. Allerdings halten sie sich mit Kritik zurück: „Wir müssen Verbesserungsmöglichkeiten prüfen“, so Stefan Ramrath, CDU-Vertreter im Verwaltungsrat. Allerdings müsse man berücksichtigen, dass es sich um eine sehr komplexe Maßnahme handele. „Man muss auch akzeptieren, dass das Kanalnetz auf dem Solidarprinzip basiert“, so der Politiker mit Blick auf Forderungen, Sonneborn hätte von vornherein mit höheren Erschließungsbeiträgen und einer Risikobeteiligung belastet werden müssen. „Die Mehrkosten sind ärgerlich, aber es hat in der Vergangenheit auch Kanalbaumaßnahmen gegeben, die deutlich unterhalb der Kalkulation geblieben sind.“ Ramrath ist nicht generell gegen eine externe Untersuchung, will aber zunächst wissen, welche weiteren Kosten eine Expertise auslöst.

Michael Grzeschista (SPD) verweist auf das Baugrundrisiko, das der Bauherr nun einmal zu tragen habe. „Dass sich der Fels an dieser Stelle setzen würde, konnte man nicht voraussagen“, so Grzeschista. „Wenn Kosten aus dem Ruder laufen, ist das nie erfreulich. Aber selbst wenn man die Mehrkosten mit hineinrechnet, wäre ein offenes Verfahren deutlich teurer geworden und hätte wesentlich länger gedauert.“