Haßley. . An Hagens größter unterirdischer Baustelle herrscht Stillstand. Eine Felsformation hat sich auf die Kanalrohre gesetzt und macht einen Vortrieb unmöglich. Mehrkosten muss die Stadttochter WBH tragen.

Der Vortrieb an Hagens größter und kostspieligster Kanal-Baustelle ist ins Stocken geraten. Seit gut drei Monaten hat sich der Bohrer keinen Zentimeter mehr voranbewegt. Bereits verlegte Kanalrohre, mit denen das Areal des Möbelhauses Sonneborn auf der Haßleyer Insel erschlossen wird, müssen ausgetauscht werden. „Rund 260 von 640 Metern sind wir bereits vorangekommen“, sagt Matthias Hegerding, Fachbereichsleiter Bau beim Wirtschaftsbetrieb Hagen. Womit die guten Nachrichten enden: „Dann aber ist uns sozusagen der Berg auf den Kopf gefallen.“

Unterirdisch in rund 20 Meter Tiefe hat sich eine Gesteinsformation auf das Stahlbetonrohr gesetzt. Folge: Der Rohrstrang, der unmittelbar hinter dem Bohrer hergepresst wird, bewegt sich nicht mehr. „Der Druck ist so groß, dass einzelne Rohre Schaden genommen haben.“ Folge: Es muss eine weitere, rund zehn mal zwölf Meter große Grube ausgeschachtet und mit Beton ausgespritzt werden. „Von dort können wir dann den Vortrieb in Richtung Donnerkuhle neu starten“, erklärt Hegerding. Gearbeitet wird eigentlich 24 Stunden rund um die Uhr.

Wirtschaftsbetrieb Hagen muss Mehrkosten tragen

Neben dem zeitlichen Verzug (ursprünglich waren für die Baumaßnahme zwölf Monate avisiert) verteuert sich das 2,9-Millionen-Projekt. Um wie viel? Das kann derzeit noch keiner sagen. Die ausführende Firma Sonntag arbeitet noch an einer Kostenaufstellung. Sicher aber ist, dass der Wirtschaftsbetrieb Hagen auf diesen Mehrkosten sitzen bleibt.

„Da unterliegen wir als Bauherr dem sogenannten Baugrundrisiko“, erläutert Hegerding und verweist darauf, dass ein Wegbrechen von Gestein nicht vorhersehbar gewesen sei. „Wir haben im Vorfeld Bohrungen durchführen lassen und Bodengutachten eingeholt. Aber man kann unterirdisch nicht alles erfassen und prognostizieren.“

Umstrittenes Projekt

Das aber ist noch nicht alles. Nach Informationen unserer Zeitung will die Firma Sonntag für den Stillstand des Riesenbohrers Schadensersatz verlangen. Dazu ist die Stadt allerdings nicht bereit.

Zusätzliche Brisanz erhalten die drohenden Mehrkosten vor dem Hintergrund, dass offenbar der normale Gebührenzahler einen großen Teil der Erschließung tragen muss. Das zumindest hatten die Grünen in der Vergangenheit mehrfach moniert. Ihrer Ansicht nach werde durch die Kanalanschlussgebühr, die Sonneborn (wie jeder, der in Hagen ein Haus baut) zahlen muss, nur ein kleiner Teil der Kosten refinanziert. Hintergangen fühlt sich die Ratsfraktion, weil immer die Rede davon gewesen sei, dass der Investor die Erschließungskosten trage.

Eine Ansicht, die die Stadt Hagen naturgemäß nicht teilt. Durch Anschlussgebühr und Grundbesitzabgaben refinanziere sich das Bauprojekt. Hinzu käme, dass später auch die Autobahn 45 nach einem Ausbau über den neuen Kanal entwässert werden könne.