Hagen. .

Mit einem Feldversuch in Boele und Boelerheide testet der Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) im Juni die Einführung der Wertstofftonne. 6.700 Haushalte bekommen im Laufe des Jahres den Behälter angeboten. Wir sprachen mit HEB-Sprecherin Jacqueline Jagusch.

Warum das Ganze? Es gibt doch den Gelben Sack.

Jacqueline Jagusch: Die Novellierung des Kreislaufwirtschafts-gesetzes schreibt den Kommunen ab 2015 eine verpflichtende Getrennterfassung für Metalle und Kunststoffe vor. Im Gelben Sack darf lediglich Verpackungsmüll entsorgt werden, sprich: alles, was früher den Grünen Punkt hatte.

Und in die Tonne darf mehr hinein?

Jagusch: Ja, mit den Verkaufsverpackungen dürfen nun zum Beispiel auch Kinderspielzeug, Plastikschüsseln, Besteck oder Kleiderbügel – also Gegenstände aus Kunststoff oder Metall, die keine Verpackungen darstellen, gemeinsam entsorgt werden. Auch wenn das viele Bürger nicht wissen oder verdrängt haben: Diese Dinge dürfen nicht im Gelben Sack landen, sie gehören zum Restmüll. Bislang jedenfalls. Mit der Wertstofftonne soll sich das ändern.

Welcher Gedanke steckt dahinter?

Jagusch: Der Gesetzgeber will die Recyclingquote erhöhen. Haushaltsübliche Gegenstände aus Kunststoff oder Metall dürfen in der neuen Tonne entsorgt werden.

Dieses Ziel könnte man doch auch mit den Gelben Säcken erreichen. . .

Jagusch: Diese Überlegung ist naheliegend, aber nicht immer praktikabel. Die Säcke reißen, wenn man sie mit schweren oder spitzen Gegenständen füllt.

Sind alle Haushalte im Testgebiet verpflichtet, die Tonne zu nutzen?

Jagusch: Nein. In der nächsten Zeit informieren wir die Bürger zunächst per Post über unsere Absicht, aber es bleibt jedermann zunächst freigestellt, die Tonne zu bestellen. Wer es tut, der braucht den Gelben Sack nicht mehr. Und wer weiter auf den Sack setzt, der kann das erst einmal tun.

Aber wird die Tonne nicht früher oder später ohnehin verpflichtend?

Jagusch: Wie das Gesetz ausgestaltet wird, ist noch nicht klar. Eine Verpflichtung zur getrennten Erfassung von Wertstoffen besteht aber ab 1. Januar 2015 auf jeden Fall. Die letztendliche Ausgestaltung wird jedoch in einem noch zu verabschiedenden Wertstoffgesetz geregelt. Dass das vor der Bundestagswahl geschieht, ist unwahrscheinlich.

Viel Rauch um nichts also?

Jagusch: Das würde ich nicht sagen. Die Verpflichtung zur getrennten Sammlung ist mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz festgelegt. Und es ist durchaus möglich, dass die Tonne ja eines Tages obligatorisch wird. Das Pilotprojekt soll zeigen, ob sich die Wertstoffsammlung mit Hilfe von Behältern bewährt. Außerdem wissen wir, dass sich viele Bürger darüber ärgern, dass sie die Gelben Säcke vier Wochen lang im Haus oder auf ihrem Grundstück lagern müssen. Sie fangen an zu stinken, liegen im Weg, verstopfen den Keller. Wer glaubt, für die Tonne habe er keinen Platz, der soll sich an uns wenden. Wir sind gern behilflich, eine Lösung zu finden.