Hagen. .

Der Titel ist sperrig: „Inklusion in die Politik tragen“ nennt sich der Arbeitskreis, der die Einbindung behinderter Menschen in die Gesellschaft vorantreiben will. Aber vielleicht passt die umständliche Namensgebung auch ganz gut zu dem Zeitraum, in dem das ehrgeizige Ziel verwirklicht werden soll.

Von einem „30-jährigen Weg“ sprach gestern Henrike Beckenbach, Inklusionsbeauftragte im Schulamt und Lehrerin an der Astrid-Lindgren-Grundschule.

Etliche Vorbehalte im Schulbereich

Tatsächlich ist der Anspruch, die Teilhabemöglichkeiten von Behinderten in allen Lebensbereichen unserer Gesellschaft auszubauen, nichts übers Knie zu brechen. Vor allem im Schulbereich gibt es etliche Vorbehalte gegen den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern.

„Diese Ängste wollen wir den Menschen nehmen. Auch das wird dauern“, betonte Bürgermeisterin Brigitte Kramps, die ebenso im Arbeitskreis mitwirkt wie Schulamtsleiter Jochen Becker, der Pädagoge Klaus Hirschberg und Christian Münch, Integrationsberater der Industrie- und Handelskammer. Letzterer hob hervor, Inklusion bedeute nicht, begabte Schüler zu vernachlässigen: „Sondern die Schwachen ebenso zu fördern wie die Leistungsstarken.“

Neuregelung des Inklusionsgedankens

Die Landespolitik in Düsseldorf ist derzeit dabei, den Inklusionsgedanken im parlamentarischen Verfahren neu zu regeln. Eltern eines behinderten Kindes sollen zumindest die Wahl haben, ihren Nachwuchs auf eine Regelschule zu schicken – ob sie von dieser Möglichkeit letztlich Gebrauch machen, bleibt ihnen überlassen. Denn obwohl die Zahl der Förderschulen im Rahmen der Inklusion deutlich verringert werden soll, werden sie doch nicht gänzlich abgeschafft werden können: „Es wird immer bestimmte Schulformen für Menschen mit bestimmten Einschränkungen geben“, formulierte es Münch.

In Grundschulen und Kindergärten hat sich die Inklusion gleich eines stillen Wandels schon vielerorts durchgesetzt. Und nach den Sommerferien wird es erstmals auch an allen weiterführenden Schulformen in Hagen integrative Lerngruppen geben. Aber auch in der Arbeitswelt soll Inklusion keine Ausnahme bleiben, sondern der behinderte Kollege zur Normalität werden. Selbst wenn das weiterer Anstrengungen und eines 30-jährigen Weges bedarf.