Hagen. 30 Erzieher im Alter zwischen 22 und 54 Jahren lernen am Käthe-Kollwitz-Berufskolleg, wie sie mit behinderten Kindern umgehen können, um diese besser in den Schul- und Erziehungsalltag einzubinden.

„In meiner Kindheit wurde jemand, der nicht so war wie wir, nahezu ausgegrenzt.“ Rosemarie Brede spricht von behinderten Kindern. Die Erzieherin arbeitet in der Kita „Wehringhauser Stadtmäuse“ und besucht die landesweit erste Fortbildung zur „Fachkraft für inklusive Bildungs- und Erziehungsarbeit“. Im Klartext: Sie und 30 andere Kollegen im Alter von 22 bis 54 Jahren lernen, wie sie mit behinderten Kindern umgehen können, um sie besser in den Schul- und Erziehungsalltag einzubinden.

Habe ich eine inklusive Haltung? Wie kann ich mich und meine Haltung verbessern? Diese Fragen wollen die Teilnehmer, die an der Fortbildung der Fachschule für Sozialpädagogik des Käthe-Kollwitz-Berufskollegs teilnehmen, nach eineinhalb Jahren beantworten können. So lange dauert der Kurs. Bei den ersten beiden Terminen beschnupperten sich die Teilnehmer das erste Mal. Einige kommen aus Hagen, manche aus Witten, andere aus Gevelsberg und Umgebung. Zunächst wurden die Begriffe „Integration“ und „Inklusion“ und deren Unterschiede aufgeklärt.

Der Unterschied zwischen Integration und Inklusion

Für die Teilnehmerin Martina Raschke war diese Erklärung eines der wichtigsten Argumente, die Fortbildung zu besuchen. „Ich hoffe, hier ein paar Tipps an die Hand zu bekommen, die mir helfen, besser auf die Kinder eingehen zu können. Denn, wenn ich ehrlich bin, weiß ich meistens gar nicht so recht, wie ich mit ihnen umgehen soll.“ Schließlich würden sie den Erziehern einfach vor die Nase gesetzt, die Hilfe von außerhalb komme erst lange später. Natürlich habe auch sie schon integrativ gearbeitet. „Aber genau das ist ja das Problem. Wir arbeiten alle integrativ. Aber wir sollen ja inkludieren. Wo ist denn da der Unterschied?“

Diese Frage stellen sich viele der Teilnehmer. Koordinatorin Birte Gebhardt klärt auf. „Integration: Jemand darf am Unterricht teilnehmen, hat aber andere Bedingungen. Inklusion: Es gibt keine Unterschiede zwischen den Schülern und Kindern. Beziehungsweise es ist normal, verschieden zu sein.“ Dazu projiziert sie einige Grafiken auf die Leinwand, die ihre Definition noch unterstreichen.

Nicht jeder stimmt dem Plan zu. Eine Teilnehmerin, die nicht genannt werden möchte, weiß, dass Inklusion wichtig ist. „Aber gleichzeitig muss man auf das Kind achten. Nicht jedes Kind ist dafür gemacht, eine Regelschule zu besuchen. Bei manchen muss man ganz unten anfangen, mit dem Aufbau des Selbstbewusstseins“, so die Gevelsbergerin.

Keine Lehrer

Der Kurs zur Weiterbildung kommt bei den Teilnehmern gut an. Die Tatsache, dass kein Lehrer, der für ein behindertes Kind zuständig ist, teilnimmt, irritiert viele der Teilnehmer. „Wenn ich mir die Statistik so ansehe, liegen die Probleme nicht bei den Kitas. Erst in den Schulen beginnt die Ausgrenzung. Warum ist denn kein Lehrer hier?“, empört sich Rosemarie Brede. Viele stimmen in ihren Protest ein. Die Antwort, dass Lehrer nicht die Zielgruppe seien, befriedigt niemanden.

In anderthalb Jahren soll die Gruppe soweit sein, ein behindertes Kind unterstützen zu können, ohne auf Hilfe von außerhalb angewiesen zu sein. Und vor allem die Kinder in Gruppen einbinden zu können - ohne großen Aufwand und Probleme.