Ein neuer Briefkasten vor der Hasper Rundturnhalle, der immerhin stolze 1750 Euro (!)gekostet hat, sorgt in klammen Zeiten für ungläubiges Erstaunen.

Seine Optik wirkt arg sperrig und versprüht alles andere als Eleganz. Wohlwollend könnte man das betont funktionale Design noch als bemühte Reminiszenz an die längst verblichene Stahlvergangenheit des Hagener Westens würdigen. Doch spätestens beim Preis dürfte selbst dem leidenschaftlichsten Hasper Heimatfreund das Lächeln im Gesicht gefrieren: Stolze 1750 Euro (!) hat sich die Stadt die Installation eines harmlosen Briefkastens an der Hasper Rundturnhalle kosten lassen.

Jetzt gehört die Sportstätte an der Kölner Straße 50 nicht gerade zu jenen Adressen, an denen die tägliche Post gleich säckeweise abgeladen wird. Im Gegenteil: Die wenige dienstinterne Korrespondenz zwischen dem Hallenwart und der Gebäudewirtschaft Hagen (GWH) wurde bislang immer der angrenzenden Gesamtschule am Kirmesplatz zugestellt - und erfolgreich über den kurzen, nachbarschaftlichen Dienstweg weitergeleitet.

Vor zwei Jahren machte jedoch der Objektbetreuer die Vertreter der Hasper Bezirksvertretung bei einer Schulbereisung darauf aufmerksam, dass die überhandnehmenden Werbesendungen oder Gratis-Zeitungen von Zustellern und Boten regelmäßig wahllos vor die Sporthallen-Pforte geschmissen und vom Wind in die angrenzenden Gebüsche verteilt würden. Ein simpler Briefkasten - so die konstruktiv gemeinte Idee - könne für praktische Abhilfe und somit auch für mehr Stadtsauberkeit sorgen.

Entsprechend appellierten die Hasper Vorstadt-Parlamentarier an die Stadtverwaltung, den Fall im Sinne des Hausmeisters unbürokratisch zu klären: „Wir dachten dabei natürlich an eine Pfenniglösung”, betont Bezirksbürgermeister Jochen Weber. Doch dabei hatte er offenkundig nicht mit den Kreativ-Mühlen der Verwaltung gerechnet: Denn statt einer Billig-Box-Baumarkt-Variante wurde rund um Ostern ein offenkundig für die Ewigkeit ersonnener Heavy-Metal-Briefkasten errichtet.

Dem war ein zäher Gang durch die behördlichen Instanzen vorausgegangen: Nachdem Schul- und Sportamt zunächst ihre Unzuständigkeit ermittelten, spielte das Amt für Immobilien nach monatelangem Gezerre den Ball schließlich an die Gebäudewirtschaft weiter. Dort wurde letztlich entschieden, dass eine kostengünstige Minimallösung keineswegs den Anforderungen und Notwendigkeiten dieses speziellen Standortes entspreche. Vielmehr müssten am Haupteingang der Sportstätte am Rande einer Bundesstraße auch repräsentative Kriterien sowie Vandalismus-Aspekte abgewogen werden.

Ein Findungsprozess, der zu der jetzt realisierten, in Doppel-T-Träger eingefassten und in Beton einfundamentierten Briefkasten-Lösung geführt hat. Eine ausgesprochen individuelle Konstruktion, die selbst bei einem Erdbeben nicht nur tapfer den seismischen Schwingungen trotzen dürfte, sondern notfalls sogar eine einstürzende Rundturnhalle noch abstützen könnte.

Übrigens: Richtige Briefpost wurde - mal abgesehen von einigen Reklame-Flyern - aus der abschließbaren Metallbox bislang noch nicht geborgen. Zumal sich an der Konstruktion bis heute auch keinerlei Hinweis - zum Beispiel in Form eines profanen Namensschildes - befindet, wessen Korrespondenz denn dort überhaupt zuzustellen sei . . .