Hagen. . Gertrud Rawe mag dampfende Töpfe. Am liebsten mit westfälischen Spezialitäten, wie sie schon ihre Mutter kochte. Besonders der leckere Jägerkohl hat es der 73-Jährigen angetan, und das nicht nur, weil man ihn auf verschiedenste Weisen zubereiten kann. Es hängen auch schöne Erinnerungen an dem Gericht.

„Nachdem meine Mutter gestorben war, bin ich immer mit dem Bus aus Hagen zu meiner Tante nach Dortmund gefahren und habe mir Jägerkohl gewünscht“, erzählt die gelernte Drogistin. Eine Stunde habe die Fahrt gedauert. „Mein Mann hat dann immer gesagt: „Das kannste doch nicht machen, dir ein Gericht wünschen.’“ Doch das konnte sie sehr wohl – und bekam es auch immer serviert.

Auch ihre beiden Söhne liebten das leicht zuzubereitende Essen. „Früher gab es das häufig“, erinnert sich Gertrud Rawe, „doch seit die Jungs aus dem Haus sind, koche ich es nur noch manchmal.“ Wenn sie von westfälischer Küche spricht, gerät die gebürtige Hernerin ins Schwärmen: „So schön lecker Möhren mit Kartoffeln und Bohnen, gestampft und mit Rindfleischbrühe zubereitet, das schmeckt auch lecker.“

Hunger bekommen? Dann einfach nachkochen!
Hunger bekommen? Dann einfach nachkochen! © WP Michael Kleinrensing

Wenn die Rentnerin kocht, singt sie gern dabei. „Es ist noch Suppe da“ zum Beispiel, oder das kölsche „Riffkuchenlied“ – zwei Karnevalslieder, die sie in- und auswendig kennt. „Aber ich habe auch ein altes katholisches Liederbuch im Kopf“, fügt Gertrud Rawe hinzu, „solche Sachen singe ich auch gerne.“

Ihre Leidenschaft für das Kochen wie auch die Auswahl der Gerichte führt die Wahl-Hagenerin auf ihre Mutter zurück. Die nämlich war „Wirtschafterin in hochherrschaftlichen Häusern“, wie Rawe es ausdrückt, „und konnte sogar aus nichts noch etwas Leckeres machen.“ Schließlich, führt sie aus, sei es in Kriegszeiten nicht so „dolle“ gewesen. Man musste erfinderisch sein. Gern greift Gertrud Rawe aber auch auf ein altes Kochbuch zurück, das schon ihre Mutter nutzte. „In vielen modernen Büchern stehen die alten Rezepte nämlich gar nicht mehr drin“, sagt sie.

Und so wird das Gericht gekocht

Zutaten für Jägerkohl (vier bis sechs Personen): 2,5 Kg hartkochende Kartoffeln in Scheiben, 1 Kg Weißkohl in Streifen, 200 g Schinkenspeckwürfel, 125 g Butter oder Margarine, eine große Zwiebel, Mehl zum Andicken, Salz.

Zubereitung: Kartoffeln und Weißkohl getrennt in Salzwasser abkochen. Der Kohl benötigt etwa 30 bis 45 Minuten Kochzeit, die Kartoffeln brauchen nur wenige Minuten und sollten nicht zerfallen. In einem großen Topf den Schinkenspeck und die Zwiebeln in der Butter auslassen, bis die Zwiebeln glasig und ganz leicht bräunlich sind. Anschließend das Gericht mit Mehl und etwas Wasser zu einer Mehlschwitze andicken. Vorsicht, dass keine Klümpchen entstehen. Anschließend werden die Kartoffeln und der Weißkohl aus den beiden anderen Töpfen im großen Topf untergezogen. Danach das Ganze noch einige Minuten köcheln lassen. Zu dieser Speise eignen sich übrigens Bratwurst und Frikadellen als Beilage.