Hagen-Hohenlimburg. . Über viele Jahre prägte Horst Tillmann das politische Leben in Hagen – als Bürgermeister und Ratsherr. Nun ist der 76-Jährige seit acht Jahren Privatier. Seine BVB-Dauerkarte hat er abgegeben, doch dem Verein bleibt er treu.
Früher war er voller politischer Überzeugungen, setzte sich für die Rückgemeindung Hohenlimburgs ein und engagierte sich zehn Jahre als Bürgermeister in seiner Stadt. Horst Tillmann ist seit acht Jahren aus dem Hagener Rat ausgeschieden.
Mittlerweile hat er neben seiner Frau Ruth nur zwei große Leidenschaften: seinen Garten und den BVB. Ja, die Schwarz-Gelben haben es dem Hohenlimburger angetan. Jahrzehnte war er bei jedem Heimspiel Gast im Signal-Iduna-Park. Ein Name, den Tillmann nicht leiden kann. „Für mich ist und bleibt es das Westfalenstadion.“ Mit der Dauerkarte in der Hand pilgerte der Ex-Bürgermeister zur Borussia, um von seinem Sitzplatz aus seine Lieblingsmannschaft anzufeuern. Den Jungs auf dem Platz ist er nach wie vor treu, seit einem Jahr hat er aber den Sitzplatz im Stadion gegen den Fernsehsessel getauscht. „Es wurde mir zu kalt und zu anstrengend. Gerade im Winter friert man wirklich sehr“, erklärt der 76-Jährige seine Zurückhaltung. Außerdem werde auch er nicht jünger.
„Hotte“ lässt es ruhig angehen
Während er die Zeit nach seinem Amtsausstieg nutzte, um viel zu reisen, lässt „Hotte“ Tillmann, wie er früher häufig genannt wurde, es jetzt eher ruhig angehen. In seiner Wohnung in Hohenlimburg genießt er gemeinsam mit seiner Ruth den Ruhestand. Jetzt, wo der Frühling vor der Tür steht, freut sich der Rentner darauf, seinen geliebten Garten hegen und pflegen zu dürfen. Blumenbeete anlegen, den Rasen mähen, mit der Heckenschere die Büsche stutzen - hier ist der Politiker außer Dienst in seinem Element. „Im Winter vermisst er seinen Garten sehr“, erzählt Ehefrau Ruth schmunzelnd. Die Zeit, die sie jetzt gemeinsam haben, genießen die Beiden in vollen Zügen. Schließlich hatten sie früher nie viel gemeinsame Freizeit, Horst Tillmanns Job nahm ihn völlig in Beschlag.
Mit 30 Jahren trat er in die SPD ein, zunächst 1967 noch in Hohenlimburg. Damals war der Stadtteil noch eigenständig. Sein Eintritt in die Welt der Politik hatte simple Gründe: Willy Brandt. „Er war mein Vorbild. Ich fand ihn einfach toll, einen Mann, den ich ernst nehmen konnte.“ Von da an ging es stetig bergauf in der Karriere des Ingenieurs. Als Hohenlimburg 1975 eingemeindet wurde, war Tillmann einer der ersten, der sich für die Rückgemeindung einsetzte. Gemeinsam mit zahlreichen anderen Engagierten kämpfte er für seine geliebte Stadt. „Ich merkte aber schnell, dass es nichts bringt. Ich bin auch realistisch und weiß, dass wir es niemals geschafft hätten, vor allem finanziell.“
Ehrenbürger von Corpus Christi
Den enormen Schuldenberg, den die Stadt Hagen angehäuft hat, sieht Horst Tillmann mehr als kritisch. Als Politiker habe man so keinen Spaß mehr an der Arbeit. Zu seiner Zeit habe es auch schon Schulden gegeben, aber nicht so große wie heute. 1,3 Milliarden sind es, die die Stadt Hagen im Minus ist. Eine Summe, aus der es schwierig sei, wieder hinauszukommen. „Ich bin froh, dass ich nicht mehr im Rat bin. So macht Politik einfach keinen Spaß.“ Außerdem war der Spagat zwischen dem richtigen Job und seinem „Nebenjob“ als Politiker immer sehr anstrengend gewesen. Davon konnte er sich nach seiner Pensionierung auf seinen zahlreichen Reisen erholen.
Österreich, Russland, Israel, Jugoslawien und Mexiko, in all diesen Ländern lernten er und seine Frau viele nette Menschen kennen. In Corpus Christi (Texas) wurden sie sogar zu Ehrenbürgern ernannt. Die Urkunde haben sie heute noch. An diese Zeit erinnert sich der Hohenlimburger noch gerne. Aber jetzt lässt Horst Tillmann es ruhig angehen.