Hagen-Wehringhausen. . Es war ein minutiös vorbereiteter Schlag gegen den Waffen- und Drogenhandel: 16 Beamte des Kriminalkommissariats „Organisierte Kriminalität“ (KK 22), drei Hundeführer mit Spürhunden und elf Zivilfahrzeuge der Polizei erschienen am Mittwoch zu einer Großrazzia in Hagen-Wehringhausen – ausgestattet mit acht Durchsuchungsbeschlüssen. Zweimal klickten die Handschellen.
Um 8.27 Uhr steigt Einsatzleiter Bernd Büchling (58) am Wilhelmsplatz aus dem Auto, zurrt unter seinem Parka die kugelsichere Weste zu. Der Erste Kriminalhauptkommissar ist der beste Kenner der Hagener Rauschgiftszene. Sieben Monate lang hat er mit seinen Kollegen auf diesen Tag hingearbeitet.
Erste Hinweise vor anderthalb Jahren
Vor anderthalb Jahren, im Herbst 2011, waren erste Zeugenhinweise im Polizeipräsidium aufgelaufen: Muharem T. (39) aus Wehringhausen hätte 2000 Marihuanapflanzen von Holland nach Serbien geschafft. Allein, es ließ sich schwer beweisen. Während seiner Vernehmung auf der Hoheleye rastete der Beschuldigte regelrecht aus.
Pflanzenernte in Serbien ertragreich
Er leistete erheblichen Widerstand, tobte, schrie, beleidigte und bedrohte die Beamten. Kurz darauf, im Hochsommer 2012, kamen weitere Tipps aus der Szene: „Der Muharem aus Wehringhausen verfügt über hundert Kilo.“ Gemeint war Marihuana. Die mehrfache Pflanzenernte in Serbien war wohl sehr ertragreich.
Die erste Durchsuchungsaktion an diesem Morgen gilt einem Obst- und Gemüsegeschäft an der Lange Straße. Sechs Kripobeamte stürmen abrupt in den Eckladen, sperren hinter sich die Tür von innen zu. Mit „diesen Kunden“ hatte hier niemand gerechnet. Der jüngere Bruder Muhammed (26) wird verhaftet. Derweil schnüffelt ein Drogenspürhund durch die Regale.
Verdeckter Ermittler führt auf die Spur der Drogendealer
Um den schwunghaften Wehringhauser Rauschgifthandel beweisen zu können, war vor Monaten ein verdeckter Ermittler eingesetzt worden. Der türkischstämmige Mann freundete sich „ganz zufällig“ mit dem vermeintlichen Drogendealer an und zog bald darauf zu ihm ins selbe Haus an der Augustastraße.
Landeskriminalamt wohnte nebenan
„Seitdem wohnte in der Parterrewohnung rechts insgeheim das Landeskriminalamt“, schmunzelt Kommissar Büchling. Die Freundschaft zu dem neuen Hausbewohner ging schließlich so weit, dass Muharem T. diesem nichtsahnend drei Schusswaffen (Kaliber 9 mm), 250 Kugeln Munition und zwei Handgranaten verkaufte. Auch bot er dem verdeckten Ermittler 50 Kilo Marihuana zum Preis von 250.000 Euro an.
Verdächtige Brüder in Untersuchungshaft
Das Wohnhaus an der Augustastraße, es gehört der Familie T., wird zur gleichen Zeit von Beamten durchsucht. Hier ist Drogenspürhund „Manni“ im Einsatz, schnuppert sich durch Berge von Müll, hunderte alte Socken und 30 ungeöffnete Briefe vom Jobcenter, die verstreut auf dem Boden liegen. Um 12.04 Uhr begann der Frühlingsanfang, um 14.32 Uhr schickt der Ermittlungsrichter im Amtsgericht die beiden festgenommenen Brüder T. in Untersuchungshaft.