Hagen. . Ein Saunaclub-Betreiber aus der Bergstraße in Hagen und sein Freund sitzen im Landgericht auf der Anklagebank: Die beiden Männer haben eine 15-Jährige mit Kokain gefügig gemacht und dann zur Prostitution gezwungen. Die Täter sind geständig. Beide müssen mit Haftstrafen bis zu vier Jahren rechnen.
Es geschah mitten in Hagen: Eine 15-jährige Schülerin wurde von zwei Männern (39 und 23 Jahre) gezwungen, Kokain zu schnupfen. Dann wurde sie vergewaltigt, dabei gefilmt, und musste schließlich in einem Innenstadt-Bordell ihren Körper verkaufen.
Der Saunaclub-Betreiber Ayhan A. (39) und sein Freund Tugay C. (23) aus Boelerheide, Linienbusfahrer im EN-Kreis, sitzen seit 12. September in Untersuchungshaft – und nun vor der Jugendschutzkammer des Landgerichts. „Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung“ lautet einer der zahlreichen Vorwürfe.
Jasmin (Name verändert) ist sicherlich keine einfache Jugendliche. Als die 15-Jährige in die Pubertät kam, gab es öfter Probleme zu Hause. Mehrmals brannte sie durch. Am Hauptbahnhof, in einer so genannten „Shisha-Bar“, einem Lokal, in dem Wasserpfeifen geraucht werden, lernte sie Anfang Januar letzten Jahres Tugay C. kennen. Der stellte der Schülerin den türkischen Landsmann Ayhan A. vor, der damals an der Bergstraße ein Rotlicht-Etablissement betrieb.
Zum Kokain-Konsum gezwungen
Offensichtlich wollten die beiden Männer im April und Juni letzten Jahres die missliche Lage der 15-Jährigen ausnutzen und sie zur Prostitution bringen. Zunächst unternahmen sie im BMW eine gemeinsame Spritztour in die Dortmunder Nordstadt. Dort erwarben sie Kokain. Das Mädchen wurde gezwungen, sich das weiße Pulver durch die Nase zu ziehen.
Dann ging es zurück nach Hagen. Dort, in einer Garage neben dem Bordellbetrieb, wurde die 15-Jährige von Ayhan A. zum Geschlechtsverkehr auf einer Waschmaschine gezwungen. Kumpel und mitangeklagter Tugay C. filmte die Vergewaltigung der Schülerin mit seinem Handy. „Aufgrund ihrer rauschmittelbedingten Beeinträchtigung und allein in der Garage mit zwei ihr körperlich deutlich überlegenen und erheblich älteren Männern, war sie nicht in der Lage, sich zur Wehr zu setzen“ – erklärte die Anklage.
Gewalt und Drohungen
Am nächsten Tag sollte Jasmin mit einem Freier in einem Hotel übernachten. Als sie sich weigerte, hielt Tugay C. sie fest und trat ihr in den Rücken: Sie solle aufpassen, was sie mache, denn sie sei ein Mädchen und habe ihm zu gehorchen. Er würde sonst ihrer Mutter „etwas antun“, drohte Tugay C. - die dadurch eingeschüchterte 15-Jährige ging daraufhin mit einem Freier aufs Zimmer.
Auch in der Folgezeit wurde der Schülerin, die sich den Namen „Kimberly“ zulegte, gedroht, ihre Familie würde umgebracht werden, wenn sie nicht für die Männer anschaffen ginge. 50 Euro war der Preis, den die Kunden zahlen mussten. Das Mädchen bekam nichts.
Angeklagte räumen Vorwürfe ein
Vor dem Landgericht räumten die beide Angeklagten alle Vorwürfe ein. Das umfassende Geständnis, das Jasmin eine Zeugenaussage und die psychisch-belastende Konfrontation mit ihren Peinigern erspart, „wird sich strafmildernd auswirken“, weiß Verteidiger Frank Becker. Die Kammer hat bereits angekündigt, dass Tugay C. mit einer Strafe zwischen drei und vier Jahren Gefängnis rechnen muss, Ex-Bordellbetreiber Ayhan A. mit einer Haftstrafe zwischen dreieinhalb und viereinhalb Jahren. Der Prozess soll am 20. Februar weitergehen.
Die Polizei hatte Jasmin und ein weiteres Mädchen, eine 14-Jährige, aus der Wohnung des Bruders von Tugay C. an der Vinckestraße (Altenhagen) befreit. Der wütende Vater der Schülerin stand mit einer Mistgabel vor der Wohnungstür und wollte die Zuhälter lynchen.