Hagen. . Udo Sosnowski kehrte nach zehn Jahren in den USA nach Hagen zurück. Wieder daheim findet er nun nur schwer einen Job. Und leidet unter der deutschen Bürokratie: So muss der Hartz-IV-Empfänger von einem Darlehen nun beim Werkhof einkaufen - teils teurer als andernorts.
Zehn Jahre lang lebte und arbeitete Udo Sosnowski in den USA, am 29. Oktober kehrte er aus privaten Gründen nach Hagen zurück. Kaum in der alten Heimat angekommen, machte der 47-Jährige Bekanntschaft mit einer typisch deutschen Eigenschaft, die er fast vergessen hatte: der Bürokratie. „Ich will arbeiten“, stellt Sosnowski, der in den Vereinigten Staaten als Elektriker tätig war, unmissverständlich klar. Da er dort im Gegensatz zu Deutschland aber keine Ausbildung absolvieren musste, fällt es ihm nun alles andere als leicht, eine Stelle zu finden. So wurde der Heimkehrer beim Jobcenter vorstellig, erhielt Hartz IV und ein Darlehen für Möbel, die er im Möbellager des Werkhofs aussuchen musste. Schon das erstaunte Sosnowski: „Warum kann ich die Möbel nicht dort kaufen, wo sie billiger sind? Schließlich handelt es sich ja um geliehenes Geld. Ich hab’ das Gefühl, die Stadt möchte, dass ein Hartz-IV-Empfänger das erhaltene Geld auch wieder bei ihr ausgibt. Der Werkhof ist ja eine städtische Tochter.“
Chippendale-Stühle statt Eckbank
Beim Möbellager des Werkhofs angekommen, legte er das Schreiben des Jobcenters vor, auf dem unter anderem zwei Küchenstühle und ein Unterschrank bewilligt waren. „Man bot mir dort zwei Chippendale-Stühle zum Preis von jeweils 15 Euro und einen nagelneuen Unterschrank an, der 54 Euro kosten sollte“, erzählt Sosnowski. „Doch wofür brauche ich Chippendale-Stühle? Und auch der Unterschrank muss nicht neu sein – je weniger Geld ich zurückzahlen muss, desto besser.“
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Stattdessen entschied er sich für eine 12,50 Euro teure Eckbank und einen größeren Küchenschrank, der ebenfalls mit schlappen 12,50 Euro ausgezeichnet war. „Das wäre deutlich billiger gewesen. Zudem hätte ich diese beiden Möbelstücke viel besser gebrauchen können.“ Doch als er seinen Wunsch äußerte, habe man ihm klar gemacht, dass er Eckbank und Schrank nicht auswählen könne. Er müsse das nehmen, was auf seinem Bewilligungsschreiben stehe.
Waschmaschine gibt es woanders günstiger
Die außerdem bewilligte Waschmaschine, fährt Sosnowski fort, sollte er ebenfalls beim Werkhof kaufen – für 305 Euro. „Aber die krieg ich woanders doch viel günstiger“, sagt der 47-Jährige. Beim Werkhof regte er sich letztlich so auf, dass er dort Hausverbot erhielt. Um seine Wohnung dennoch einigermaßen ausstatten zu können, müsse er nun Kostenvoranschläge von drei anderen preiswerten Möbelhäusern einholen und beim Jobcenter vorlegen. „Und beim ersten habe ich schon ‘ne Waschmaschine für 230 Euro gefunden.“
Dass Udo Sosnowski beim Werkhof einkaufen soll, hat laut Thorsten Opel, Pressesprecher des Hagener Jobcenters, durchaus seine Gründe. Auf Grundlage einer Mischkalkulation sei nämlich eine Preisvergleichsliste mit günstigen Möbelhändlern erstellt worden. Der Werkhof liege da insgesamt vorn. Auch hätten sich die dortigen Mitarbeiter korrekt verhalten, als sie auf den Bewilligungsbescheid verwiesen: „Wenn zwei Stühle bewilligt sind und auf dem Bescheid stehen, dann müssen auch zwei Stühle ausgegeben werden.“
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Allerdings rät Opel allen Betroffenen, die ein anderes Möbelstück eventuell besser gebrauchen können: „Sprechen Sie in solchen Fällen grundsätzlich mit dem zuständigen Sachbearbeiter!“ Denn der könne durchaus auf die Bedürfnisse seines Kunden eingehen und Probleme dadurch beseitigen.
Udo Sosnowski indes kann die seiner Meinung nach starren Regeln nicht nachvollziehen: „Oft wird den Hartz-IV-Empfängern ja vorgeworfen, sie würden Geld verschwenden – in mänchen Fällen stimmt das bestimmt auch. Aber in diesem Fall wird man geradewegs dazu gezwungen.“
- Udo Sosnowski sucht händeringend einen Praktikumsplatz im Bereich Elektroinstallation. Denn obwohl er in den USA jahrelang in dieser Branche tätig war, fehlen ihm für den deutschen Markt einige Kenntnisse. So kennt er viele Fachausdrücke nur in englischer Sprache, möchte diese aber auch auf Deutsch erlernen.
- Eine handwerkliche Ausbildung mit Gesellen- und Meisterbrief gibt es in den Vereinigten Staaten nicht. Als Udo Sosnowski dort mehrere tausend Arbeitsstunden als Elektroinstallateur nachweisen konnte, erhielt er eine offiziellen Bestätigung über seine Fähigkeiten.