Hagen. Sie kommen in Fahrt: Plakate, Flyer, Internetadressen und Befragungen. Alle drehen sich um Alleinerziehende in Hagen. „Da ist Handlungsbedarf“, sagt Bettina Nehles von der Agentur Mark, bei der die Fäden für einen neuen Zusammenschluss, dem Netzwerk 4B, zusammenlaufen. Alle, die darin mitmachen, kümmern sich um Einelternfamilien.

Handlungsbedarf – Nehles macht deutlich, warum: „Es gibt viele Alleinerziehende, die in SGB-II-Bezug rutschen.“ Hartz IV. Rund 2000 Frauen mit Kindern fallen darunter, 12 Prozent davon sind unter 25 Jahre alt. „Das darf nicht sein.“ Das Netzwerk aus Institutionen, Organisationen und Verbänden will die Alleinerziehenden auffangen.

„Es gibt schon viel in Hagen, wir bringen es zusammen“, betont Bettina Nehles – veröffentlicht wird es im Internet unter www.alleinerziehende-hagen.de. „Wir versuchen Leitfäden für alle zu erstellen: Wie sollte Beratung für Alleinerziehende laufen?, Wohin kann man sie vermitteln?“, beschreibt sie das, was nach innen ins Netzwerk passiert.

Sie haben Umfragen gemacht – unter anderem zur Familienfreundlichkeit in Betrieben, initiiert vom Märkischen Arbeitgeberverband (MAV) und in Kooperation mit dem Hotel- und Gaststättenverband, der Kreishandwerkerschaft Hagen, dem Einzelhandelsverband und der Südwestfälischen Industrie und Handelskammer. Insgesamt gaben 80 Unternehmen – vor allem klein- und mittelständische – Auskunft darüber, welche betrieblichen Rahmenbedingungen sie bereits für alleinerziehende Beschäftigte vorhalten und welchen Stellenwert sie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in ihrem Unternehmen einräumen. „Alles, was familienfreundlich ist, kommt auch Alleinerziehenden zugute“, meint Josef Schulte vom MAV. Nötig ist’s, denn mehr Betriebe erkenne, dass Familien und Alleinerziehende ein Arbeitskräftereservoir seien.

Fast jedes befragte Unternehmen kommt Familien entgegen

Das Ergebnis der Umfrage: Fast jedes Unternehmen komme Familien entgegen – über Arbeitszeitregelungen, Pausenzeiten, Urlaub, Hilfe bei der Kinderbetreuung durch ,Zukauf’ von Kindergartenzeiten. „Das ist sehr betriebsindividuell“, sagt Schulte. Demnächst wird es Infoveranstaltungen für solche Unternehmen geben, die sich eingehender mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auseinander setzen wollen. Damit einerseits Verständnis auf Arbeitgeberseite für die Situation von Alleinerziehenden entsteht und auf der anderen Seite Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Ansprüche respektive Erwartungen äußern. „Meistens geht es um Betreuungsmöglichkeiten“, sagt Schulte.

„Es gibt Rahmenbedingungen“, so Schulte, „die nicht veränderbar sind, wie Maschinenlaufzeiten oder die Öffnungszeiten im Einzelhandel.“ An der Stelle kommt der Fachbereich Jugend und Soziales, ein Netzwerkpartner, ins Spiel – für kurzfristig organisierte Betreuung, nah am Wohnort und Arbeitsplatz. Das hilft insbesondere auch Frauen, die noch nicht wieder im Job sind. „Wer im Betrieb ist, hat meistens keine Probleme. Aber reinzukommen ist schwierig“, so Schulte.