Hagen-Boele. . Das geplante Güterumschlagterminal „Cargobeamer“ am Hengsteysee bewegt viele Hagener: Die Politik will und muss das millionenschwere Vorhaben prüfen, die meisten Bürger sind schon jetzt dagegen. Zumindest jene, die die Gelegenheit nutzten, am WR-Stand auf dem Boeler Wochenmarkt das Thema zu diskutieren.

Sie eint die Sorge, dass das beliebte Naherholungsgebiet am Hengsteysee unter der Güterumschlagstation leiden und die Verkehrssituation im Hagener Norden dadurch noch zusätzlich verschärft wird. Durch Bathey flatterte am Wochenende ein Flugblatt. Wo sie konnte, brachte Anwohnerin Viola Müller es persönlich rum. Es richtet sich gegen die Cargobeamer-Anlage. Auf dem Wochenmarkt kann sie ihre Argumente bei Bezirksbürgermeister Hans-Dieter Kohaupt loswerden.

„Die Batheyer sind schon arg gebeutelt durch den Verkehr im Gewerbegebiet“, kritisiert Müller weitere Ströme von lärmenden Lkw auf der Dortmunder und Wandhofener Straße. Die Zahl von täglich 140 Sattelaufliegern, mit denen Cargobeamer argumentiert, hält Müller für zu niedrig. „Das ist lächerlich. Keiner investiert so viele Millionen für 140 Lkw pro Tag.“ Grundsätzlich hält sie die Technik des Cargobeamers ebenso für gut wie die Tatsache, dass Güter von der Straße auf die Schiene kämen. „Aber muss es an dem Standort sein?“

Die Standortfrage scheint der Dreh- und Angelpunkt zu sein. „Ich bin ja nicht generell dagegen. Aber bitte nicht am Hengsteysee“, betont Reinhild Kuhlmann. Güterverkehr sei doch schon jetzt in Eckesey und Vorhalle. „Es geht doch nicht, dass sie hier damit alles kaputt machen.“ Immer mehr Flächen würden versiegelt, sagte die Boelerin mit Blick auf Haßley und den Enervie-Neubau: Die hätten auch Wehringhausen mit ihrem Neubau aufwerten können“, so Kuhlmann.

Viel Natur wird für nur wenig Arbeitsfläche vernichtet 

Für Bezirksbürgermeister Hans-Dieter Kohaupt knackt das Projekt an der Zuwegung. „Wir brauchen wenn eine direkte Anbindung von der Dortmunder Straße über die Gleise.“ Seine offenen Fragen gehen darüber hinaus in Richtung Lärm, Feinstaub und Finanzen. „Meines Erachtens nach zahlt Cargobeamer nicht die Infrastruktur.“

„Vor allem der Verkehr ist ein großes Problem“, betont Michael Bracht. „Ich wohne In der Krone und komme schon jetzt nicht auf die Wandhofener Straße Richtung Autobahn raus. Da stehe ich zehn Minuten.“ Bracht gehört das Grundstück, auf dem ein Autohof geplant war. Offensichtlich ist der Investor abgesprungen. „Jetzt kommt wohl eine Großtankstelle an der Wandhofener Straße“, ergänzt Kohaupt.

Regelrecht die Hände über dem Kopf schlägt Friedrich-Wilhelm Aufermann zusammen. Der Gartenbauingenieur in Rente hat während seiner Zeit als Leiter des Grünflächenamtes Hengstey- und Harkortsee als Freizeitgelände beplant. „Mit dem Cargobeamer macht sich Hagen die Naherholung am See kaputt.“ Aufermann verweist auf die „toten Gleise“ in Vorhalle, die man nutzen könnte. „Die Anfahrt kann über West- und Westpreußenstraße erfolgen“, argumentiert er für Alternativen. Auch der Batheyer Andreas Kroll lässt kein gutes Haar an den Planungen. „Da wird riesig Natur vernichtet für nur wenige Arbeitsplätze.“

Lediglich Ruth Stich sah das Vorhaben ganz entspannt: „Sie sollen es doch bauen, warum nicht?! Da geht es ja auch um Arbeitsplätze“, betont die Rentnerin. Sorge um den Verlust von Lebensqualität macht sie sich nicht. Anders als Margret Leben: „Wahrscheinlich geht wieder viel von der Tierwelt verloren.“ Täglich bis zu zwei Stunden ist die Boelerin mit ihrem Ehemann am Hengsteysee unterwegs.

„Wenn man mit offenen Augen durch die Natur geht, sieht man viele Tiere.“ Doch ein solches Großprojekt werde das Naherholungsgebiet stören. „Und wo Lkw sind, da ist auch Dreck“, fürchtet Leben. Das habe man schon bei der Hengsteyer Unterführung gesehen, als dort noch Laster standen. „Die Fahrer haben immer ihren Müll rausgeworfen.“