Hagen. . Ein leitender Mitarbeiter aus dem Forstbereich hat im Dienst für die Stadt Hagen mehr als 1000 Überstunden angesammelt. Die müssen jetzt finanziell abgegolten werden. Im Raum steht eine Summe von 88.000 Euro.

Es geht um Geld, verhältnismäßig viel Geld. Und es geht um Überstunden, die im Dienste der Stadt Hagen angehäuft wurden und nun vom Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) ausbezahlt werden müssen. „Schweren Herzens und mit schlechtem Gewissen, aber ohne juristische Bedenken“, wie Vorstand Hans-Joachim Bihs betont.

Speziell geht es um zwei leitende Mitarbeiter aus dem Forstbereich, die in Diensten der Stadt Hagen derart viele Überstunden angesammelt hatten, dass diese nun in einem Fall mit einem laut Bihs „nicht unerheblichen Betrag“ finanziell abgegolten werden. „Es geht um eine auf den ersten Blick unfassbare Summe, die nach Zahlung der Steuern allerdings für den Mitarbeiter deutlich greifbarer wird“, so Bihs. Temporär habe der betroffene Mitarbeiter sogar mehr verdient als der Oberbürgermeister. Im Raum steht eine Summe von 88.000 Euro.

Auf Lebensarbeitszeit anrechnen

„Es hätte auch die theoretische Möglichkeit bestanden, die angefallenen Überstunden auf die Lebensarbeitszeit anzurechnen, das wäre allerdings in diesem Fall praktisch nicht mehr möglich gewesen“, so Bihs. Bei der Stadt selbst werden Überstunden hingegen generell nicht mehr ausgezahlt. Dort müssen sie grundsätzlich abgefeiert werden.

Über die Zahl der geleisteten Überstunden möchte Bihs keine genaue Auskunft geben, beziffert sie aber in „Tausender-Größe“. „Die Überstunden sind bei der Stadt angefallen, dafür war ich nicht verantwortlich. Wer sie abgezeichnet hat, weiß ich nicht und möchte ich auch nicht wissen“, so Bihs. Die Stadt Hagen ihrerseits möchte über die Zeit ihrer Verantwortlichkeit in dieser Sache ebenfalls keine Auskunft geben. Vielmehr dürfe sie über ehemals städtische Beamte, die nun woanders ihren Dienst täten, keine Auskunft geben, wie Stadtsprecher Thomas Bleicher betont.

In Raten zahlen

Klar scheint so viel, dass die Überstunden „auch – aber nicht nur – im zeitlichen Umfeld des Sturmes Kyrill“ (Bihs) angefallen seien und von den jeweils zuständigen Dezernenten Dr. Herbert Bleicher (heute HEB-Geschäftsführer) und Dr. Christian Schmidt (heute 1. Beigeordneter) abgezeichnet wurden. Mit einer Zahlung in drei jährlichen Raten, von denen die Größte bereits im vergangenen Jahr ausgezahlt wurde, hat der Wirtschaftsbetrieb nun eine neue Basis für die künftige Zusammenarbeit gelegt. Alle starten bei null.

Insgesamt wurden bei der Einrichtung des Wirtschaftsbetriebes Hagen als Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) rund 250 Mitarbeiter von der Stadt Hagen übernommen. „Das ist mit allen Über- und Fehlstunden geschehen“, sagt Bihs. „Dabei sind auch die Überstunden anderer Kollegen ausbezahlt worden.“ Allerdings in sehr viel geringerem, zu vernachlässigendem Maße. Zukünftig sollen derartige Auswüchse beim Wirtschaftsbetrieb Hagen nicht mehr möglich sein. „Übermäßige Überstunden können nicht mehr anfallen; dafür haben wir Regelungen getroffen“, sagt Hans-Joachim Bihs. Das gilt auch im Falle künftiger Naturkatastrophen. „Und Grillpartys werden künftig garantiert ohne Überstunden ablaufen.“