Hagen. . Das Hagener Handyfilmfestival „clip2“ startet bald – „Helden gesucht“
Produktionsmittel. Ein sperriges Wort. Kein Wort, mit dem man einen Zeitungsbericht beginnen sollte. Doch es trifft. Produktionsmittel für Medien, wie Computer, Drucker und Handys, stehen mittlerweile in jedem Kinderzimmer.
Zu DDR-Zeiten waren selbst Fotokopierer als Produktionsmittel für mögliche regimefeindliche Flugblätter von den oberen Zehntausend gefürchtet und deshalb wenig verbreitet. Eine Handy-Kamera hat heutzutage jeder in der Tasche; zwei, drei Tasten gedrückt – und schon nimmt das Gerät auf. Zum Beispiel einen zweiminütigen Beitrag für das Handy-Filmfestival „clip2“. Gestern berichteten die Macher des Festivals über den aktuellen Stand.
„Helden gesucht!“
Das Festival geht in die fünfte Runde, das Thema lautet: „Helden gesucht!“. Jugendliche zwischen 13 und 27 Jahren sind die Zielgruppe. Zurzeit haben die Veranstalter bereits einige Handyfilme erhalten, noch sind Einsendungen möglich, der Einsendeschluss wurde verlängert – nun können Filme noch bis Sonntag, 11. November, eingeschickt werden.
Und zwar per E-Mail. Die Festival-Macher haben zwar mal überlegt, dass die Filme per CD eingeschickt werden sollten – das Konzept aber gleich wieder verworfen, wie Dirk Hannusch sagt, Mitarbeiter im Fachbereich Jugend und Soziales der Stadt Hagen: „Viele Jugendliche wissen aber überhaupt nicht mehr, wie Post funktioniert.“ Deshalb bleiben die Veranstalter dabei, Einsendungen per E-Mail anzunehmen.
Neue Form von Kulturtechnik
Dafür wissen junge Menschen aber oft sehr gut, wie die Technik funktioniert, mit der sie jeden Tag hantieren: Computer, Drucker, Handys. Aber ist das gleich Kunst, wenn ein 13-Jähriger seine Handy-Kamera zückt? „Kunst ist etwas“, sagt Werner Hahn, Leiter des Jugendtheaters Lutz, „was der Jugendkultur in den letzten Jahren immer abgesprochen wurde. In der Jugendkultur wohnt aber die potenzielle Kraft inne, als Kunst erkannt zu werden.“
Martin Maruschka, PR-Referent des NRW-Kultursekretariates, welches das Festival unterstützt, ergänzt: „Es ist eine neue Form von Kulturtechnik.“ Pandoras Büchse lässt sich nicht mehr schließen, die neuen Techniken sind in der Welt und verändern sie.
Der Beginn einer Karriere
Jeder, der einen Internetanschluss hat, kann zum Publizisten werden. Mit allen Anforderungen, aber auch mit allen Erfolgsmöglichkeiten. Macht aber auch Arbeit. Zum Beispiel, wenn der Handyfilm geschnitten werden muss. Zwei Minuten klingen nach wenig Zeit – umso genauer muss das Konzept sein, müssen die Bilder und Sequenzen sortiert und angeordnet werden. „Kunst ist auch mit Arbeit verbunden“, sagt Miriam Michel, Dramaturgin am Lutz, „der Schritt von der Idee zum Werk braucht Zeit.“
Diese selbst erbrachte Leistung umschreibt den pädagogischen Punkt bei „clip2“: „Das Selbstbewusstsein der Jugendlichen wird gesteigert“, sagt Bernhard Kühmel, Leiter des Rahel-Varnhagen-Kollegs, „ein Stück ihrer Identität wird stabilisiert, durch den Erfolg und die Anerkennung.“ Dirk Hannusch: „Ein Teilnehmer eines vergangenen Festivals hat mit seinem clip2-Film die Aufnahmeprüfung an einer Filmhochschule bestanden. Clip2 kann der Beginn einer Karriere sein.“
Respekt in zwei Minuten