Hagen. .

Mit einem millionenfach im Internet angesehenen Musikvideo will die besonders stark vom Bevölkerungsrückgang betroffene US-Stadt Grand Rapids für ein besseres Image sorgen. Der Evangelische Kirchenkreis hat nun diese Idee „geklaut“. Weil er auch stirbt? „Nein“, sagt Superintendent Bernd Becker lachend. „Da hinkt der Vergleich. Aber Werbung haben wir auch schon nötig.“

Wie das aussehen wird, davon konnten sich Passanten am Freitag an den Elbershallen einen Eindruck verschaffen. Rund 400 Mitwirkende haben dort beim Filmdreh mitgemacht. Das Motto: „Ein Lied. Ein Film. Ein Tag.“

„Wir wollen mit dem Film zeigen, was Kirche im Raum Hagen ausmacht und welche Botschaft wir haben“, erklärt Vikar Thies Friederichs. Die Idee kam in den Gemeinden, Gruppen und Einrichtungen gut an: Von Kindergartengruppen über die Offene Ganztagsbetreuung und Jugendclubs, aber auch die Beratungsstellen, Chöre, Musikgruppen, Arbeitskreise, Bastel- und Seniorengruppen machen mit. Auch der Kinderzirkus Quamboni darf nicht fehlen. Gleiches gilt für die Pfarrerinnen und Pfarrer nicht fehlen: Rund 20 der 45 Geistlichen sind singend und tanzend dabei.

Blues Brothers-Hit als Vorlage

Gemeindemitglieder der Paulus-Gemeinde sind in die Kostüme ihrer Freunde aus Sumatra geschlüpft. Foto: Alex Völkel
Gemeindemitglieder der Paulus-Gemeinde sind in die Kostüme ihrer Freunde aus Sumatra geschlüpft. Foto: Alex Völkel © WR

Wobei es auf den Gesang nicht ankommt: „LipDub“ heißt die Methode für das Musikvideo. Sinngemäß bedeutet es Lippen-Synchronisierung (englisch „lip dubbing“). Alle Mitwirkenden spielen Teile des Hits „Everybody needs somebody to love“ aus dem Film „Blues Brothers“. Später wird die Originalmusik darüber gelegt. Natürlich dürfen die beiden Hauptdarsteller in göttlicher Mission – Jake und Elwood Blues – nicht fehlen. Gespielt werden sie von Jan Nagel (Ehrenamtlicher in Boele) und Hans-Peter Naumann (Berufsschulpfarrer).

Herauskommen soll ein Film, der die große Vielfalt des Gemeindelebens darstellt. Darin wenig Botschaft, aber viele Gesichter. Das Video ist ein Baustein des neuen Kirchenkreis-Konzeptes. Bis Sommer soll es fertig sein. Der neue Film hingegen soll schon auf der Kreissynode Ende November präsentiert werden. „Immer mehr Menschen wissen nicht, was Kirche alles macht“, betont Superintendent Bernd Becker. „Es ist nicht mehr selbstverständlich.“

Viel Spaß beim Drehen

Dabei hat die Evangelische Kirche in Hagen viel zu bieten: Allein 30 Kindergärten und 30 Schulangebote im Offenen Ganztag hat der Kirchenkreis, dazu unterschiedlichste Hilfs- und Beratungsangebote – von der Eheberatungsstelle bis zur Telefonseelsorge. Ganz abgesehen davon, was sich alles in den 22 Gemeinden abspielt: „Wir stellen unser Licht zu oft unter den Scheffel“, bedauert Becker. „Daher wollen wir nun Werbung machen.“

Für die Aktiven der Paulus-Gemeinde Ehrensache, dass sie auch mitmachen. Selbst wenn Hüftprobleme das Tanzen erschweren. Doch das bremst Annette Hawkridge nicht. Lachend animiert sie ihren Mann Denis und Friederike Paroth und Lothar Zielke. Sie haben sich für das Video in Gewänder aus Sumatra geworfen, um so die mehr als 60 Jahren bestehenden Kontakte zu dokumentieren. „Wir müssen einfach Flagge zeigen, wo die Leute den Weg nicht mehr so einfach zu uns finden“, betont die Rentnerin. „Und es macht richtig viel Spaß, beim Video mitzumachen.“