Wehringhausen. .
Die Menschen in Jharkhand sind bitterarm. Dabei verfügt die Gegend im Osten Indiens über ausreichend Bodenschätze und Rohstoffe. Zum Beispiel lebt in dieser Gegend die Seidenraupe, aus deren Kokons Seide produziert wird. Dies geschieht allerdings eher in Bangalore, Kanjivaram oder Naranasi. Chandra Prakash Jha, Modedesigner aus Wehringhausen, ist dabei das zu ändern. Er lässt seine Modekollektionen in dieser Gegend herstellen – und zwar in einer komplett ethischen Produktionskette. „Wir verwenden nur unbehandelte Materialien und sorgen für gute Arbeitsverhältnisse bei den Menschen“, betont Jha. Mittlerweile beschäftigt er 35 Menschen.
„Die wussten überhaupt nicht, was mit den Kokons passiert“, erklärt Jha. „Dabei träumt jede Frau dort von einem Seiden-Sari.“ Diese Zeiten gehören nun allerdings der Vergangenheit an. Denn in dem Dorf stellen die Menschen die Seidenfasern her, färben sie und schneidern daraus Abendkleider, Hemdkleider und Schals nach Skizzen und Schnitten von Chandra Prakash Jha. „Die Leute in der Region haben Talente, doch sie sind arm und hatten nicht die Möglichkeit, diese umzusetzen. Wir fangen nun an, das zu ändern“, so Jha über seine Textilproduktion. „Mittlerweile hat sogar der dortige Ministerpräsident seine Unterstützung zugesagt.“
Bio-Seide ist eine Marktlücke
Jha hat auch früher schon mit Öko-Mode gearbeitet. Unter seinem bisherigen Label „b.e.e.f.ashion“ hatte er mit einigen Mitstreitern campustaugliche Mode für junge Leute designt und vertrieben. „Nun gehe ich einen Schritt weiter und entwerfe Abendkleider.“ Allerdings ist seine Mode nicht nur festlich. Seine Schals etwa können zu elegantem Outfit ebenso getragen werden wie zu eleganter Kleidung. Und seine sogenannten Hemdkleider gehen als schicke Abendgarderobe durch, können allerdings auch zur Jeans getragen werden. Doch Jha geht es nicht nur um trendiges Design. Mindestens ebenso wichtig ist ihm, dass die Menschen mit seiner Mode auch ein ethisches Zeichen setzen. „Meine Kreationen kommen ohne Chemie aus, sind ökologisch zertifiziert“, sagt Jha.
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Die Mischung kommt offenbar an. Auf der Fashion-Week in Berlin heimste der Wehringhauser jüngst gute Aufträge ein. „Berlin war für mich wie ein Blinddate, ich hatte keine Erwartungen und wollte nur meinen Ansatz erklären. Und plötzlich kamen die Aufträge rein.“ Seine Mode ist mittlerweile in Wien, Tokio, Los Angeles oder Stockholm zu kaufen. „Bio-Seide ist eine echte Marktlücke, die ich zurzeit erfolgreich füllen kann“, freut sich Jha.
Hagen hat viele talentierte Menschen
Dabei setzt er allerdings nicht auf die große Werbekampagne, sondern auf soziale Netzwerke und Flüsterpropaganda. „Eine echte Kampagne könnte ich gar nicht bezahlen“, räumt Jha ein. „Aber wir haben in Hagen viele talentierte Menschen. Glücklicherweise bekomme ich von einigen auch Unterstützung.“ So stammen die professionellen Fotos seiner Kollektion von der Hagener Modefotografin Heike Wippermann. „Die sind übrigens nicht in Düsseldorf entstanden, sondern in Hagen“, betont Jha. Um Styling und Schminke kümmern sich Annette Gora und Robert Haziri. „Alles Hagener“, freut sich Jha.
Chandra Prakash Jha hat sich in der Branche einen Namen gemacht. „Ich werde mittlerweile sogar eingeladen, um meine Erfahrungen mit ökologischen Stoffen weiterzugeben“, so Jha, der solche Termine als Teil seiner Mission sieht. Mit der ist er noch lange nicht am Ende. „Wenn ich im kommenden Jahr viele Aufträge bekomme, kann ich die Textilproduktion in Indien erweitern und noch mehr Menschen dort Arbeit geben und noch mehr Eltern können ihre Kinder in die Dorfschule schicken“, so Jha, der seine Materialien auch an andere Designer verkauft. „Das mache ich, um mehr Auslastung zu haben.“ Zuletzt gab es nicht viel zu tun. „Da habe ich Seiden-Saris für die Frauen herstellen lassen. Jede hat einen bekommen.“ Das freute die Frauen und Chandra Prakash Jha ebenso.