Hagen. . Seit dem Vorfall vor zehn Tagen in den Lenneauen ist Iris S. traumatisiert. Noch immer prangen zwei Veilchen rechts und links der gebrochenen Nase, die Wangenknochen knirschen, jede Gesichtsbewegung verursacht Schmerzen, sie nimmt starke Medikamente und verlässt das Haus nur, um den Arzt aufzusuchen. Sie wurde bei einer Radtour von einem brutalen Schläger verprügelt.

Seit jenem Vorfall vor zehn Tagen in den Lenneauen ist Iris S. (47) traumatisiert. Sie möchte nicht, dass ihr voller Name in diesem Artikel erscheint: „Sonst findet er noch heraus, wo ich wohne und steht plötzlich vor meiner Tür.“

Der unbekannte Er, von dem Iris S. spricht und nach dem die Polizei fahndet, muss ein geübter Schläger sein. Iris S. hatte jedenfalls, als die Fausthiebe auf sie niederprasselten, den Eindruck, dass er ganz genau wusste, wohin er zielen musste, um ihr Gesicht zu entstellen.

Gemeinsam mit ihrer Freundin Silke K. (44) unternahm sie eine Radtour entlang der Lenne, als in Höhe der Buschmühlenstraße plötzlich ein unangenehm fluchender Radfahrer hinter ihnen auftauchte. Der Mann ärgerte sich offenbar über die drei Hunde der beiden Frauen. Was dann geschah, bezeichnete ein Polizeisprecher als „gemeine, brutale Straftat“. Während er obszön weiter schimpfte, versetzte der Mann dem kleinsten der Hunde einen Tritt, der ihn durch die Luft fliegen ließ.

Als die überraschten Frauen anhielten, fuhr er auf Iris S. zu und stieß sie mit einem Faustschlag vom Rad. Dann packte er die unter ihrem Fahrrad eingeklemmte Einzelhandelskauffrau am Kragen und drosch auf sie ein - immer mit der Faust ins Gesicht. Erst als er seine Brille verlor, ließ der Wüterich von seinem Opfer ab.

Niemand traute sich, brutalen Schläger zu packen

Irgendwie gelang es Iris S. sich aufzurappeln, mit Hilfe ihrer Freundin hielt sie das Fahrrad des Angreifers fest und rief über Handy die Polizei an. Weitere Jogger und Passanten machten Halt, um die blutüberströmte Frau zu versorgen und ihr Trost zuzusprechen. Allerdings traute sich niemand, den nach seiner Brille suchenden Schläger zu packen. Vielmehr ließ Iris S. in einem unbedachten Moment sein Fahrrad los, was er dazu nutzte, sich flussabwärts aus dem Staub zu machen. „Ich war völlig aufgelöst“, berichtet sie. Ein Rettungswagen brachte sie schließlich ins Krankenhaus, wo die Ärzte u.a. schwere Gesichtsprellungen und einen Nasenbeinbruch diagnostizierten.

Polizei sucht nach dem flüchtigen Täter

Seitdem sucht die Polizei nach dem flüchtigen Täter, der akzentfrei Deutsch sprach und mit einer beigefarbenen Bermuda-Cargo-Hose, einem blau-weiß geringelten T-Shirt, Socken und braunen Sandalen bekleidet war. Ob er seine goldfarbene Brille wiederfand, wurde bei seiner überstürzten Flucht nicht beobachtet, doch einen der stehen gebliebenen Spaziergänger hatte er zuvor angefahren: „Geh meine Brille suchen. Ohne Brille sehe ich fast nichts.“ Der Täter soll 1,85 m groß und 45 bis 50 Jahre alt sein, er hat dunkelbraune, leicht lockige Haare. Sein silberfarbenes Rad trug den neongelben Schriftzug „Alu­star“. Hinweise nimmt die Polizei unter 9862066 entgegen.

Es wird eine Weile dauern, bis Iris S. wieder aufs Fahrrad steigt. Dass ihre Hunde, vor allem der stattliche Appenzeller Bilko (10), ihr treue Freunde sind, hat sie schon vorher gewusst. Aber als Beschützer sind sie nicht zu gebrauchen, der gute Bilko ließ sich revanchelos treten von dem cholerischen Radfahrer. „Er hat nicht einmal gebissen“, sagt Iris S. „Leider.“