Hagen. Das Tempo ist locker. Die Anstrengung auch. Die Steigung ist gut zu verkraften. Ich hatte Schlimmeres befürchtet: vom Emilienplatz Richtung Feithstraße - und das mit dem Rad!
Schweißgebadet und mit hängender Zunge hatte ich mich, die Gelegenheitsradlerin, oben ankommen sehen. Stattdessen erweist sich meine Probetour auf Hagens neustem Radweg als Spazierfahrt.
Von der Innenstadt an der Fernuni vorbei ins Lennetal. Diese Route hat der Arbeitskreis Rad zuletzt für Hagens Radfahrer ausgewiesen, auf eine offizielle Einweihung allerdings verzichtet. Das leidige Geld. „Wir versuchen, so kostengünstig wie möglich zu arbeiten”, sagt Volker Schwiddessen, Mobilitätsbeauftragter der Stadt und Mitglied im Arbeitskreis. Ihm gehören Vertreter verschiedener städtischer Fachkreise an, der Polizei sowie des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC). Sie alle wollen Hagen radelfreundlicher gestalten. Den neuen Weg haben sie innerhalb von zwei Jahren konzipiert und umgesetzt. Die Kosten: etwa 15 000 Euro. 75 Prozent trägt das Land.
Wir sitzen auf unseren Sätteln und trampeln die paar Meter von der Ampelkreuzung am Emilienplatz am ehemaligen Bunker vorbei in Richtung untere Fleyer Straße. Hier, direkt im Schatten eines wuchtigen Laubbaumes, beginnt der eigentliche Radweg ins Lennetal, lässt Schwiddessen mich wissen. Ich halte Ausschau nach dem typisch roten Streifen, der die Hoheitsgebiete der Radler auf dem Asphalt absteckt. Vergebens. Da ist nur Grau zu meinem Vorderreifen.
Petra Leng vom Arbeitskreis klärt auf: „Wenn wir die Strecken rot markieren wollten, würde das schnell richtig ins Geld gehen.” Da das aber knapp ist, konzentriert sich die Gruppe darauf, bereits existierende Straßen und Wege radfahrfreundlich umzugestalten, mit kleinen, aber effektvollen Details.
„Wer sagt, in Hagen könne man nicht Rad fahren, der hat Unrecht.”Petra Leng Bordsteinen sind die Kanten genommen, so abgeflacht, dass das darüber rollende Rad nur noch einen kleinen Hüpfer macht. An der Kreuzung Heinitzstraße/Eduard-Müller-Straße leuchtet mir an der Fußgängerampel zugleich ein Fahrrad grün entgegen. Gleich dahinter, auf dem Gehweg an der Heinitzstraße, signalisiert ein Schild, dass auch ich Pedaltreterin hier lang darf - obwohl ich die falsche Straßenseite nutzen. Neben mir rollen die Autos in die Innenstadt, ich will den Hügel hinauf.
Vorbei am Albrecht-Dürer-Gymnasium geht es mittlerweile über die Fahrbahn in Richtung Bredelle. Zwar führt die Strecke stets bergan, um zu plaudern reicht die Luft aber problemlos: „Wer sagt, in Hagen könne man nicht Rad fahren, der hat Unrecht”, sagt Petra Leng. Die Stadt ist zwar mit mehreren Strecken ans Radverkehrsnetz NRW angeschlossen, die führen aber vor allem durch die Täler. Was fehlt, sind Querverbindungen und solche Routen, die auch über die Hügel führen - wie jetzt die Strecke ins Lennetal.
Eine Rückmeldung darüber, wie die neue Route angenommen wird, bekommen die Mitglieder des Arbeitskreises nicht. „Aber es gibt immer mehr Radfahrer in der Stadt”, sagt Petra Leng, während das Ende der Bredelle in Sicht kommt. Und damit die Feithstraße - das Zwischenziel. Leng sitzt häufig im Sattel, sie achtet auf Gleichgesinnte: „Seit der Sprit 1,50 Euro kostet, sind es mehr geworden.”
Kreuzung Feithstraße. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite führt der Weg weiter über einen Schotterweg und in den Wald hinein bis hinab zur Sauerland Straße. Dieses letzte Stück sparen wir uns, drehen um. Und rollen der Innenstadt entgegen. Hügel sei dank.