Ohne Abitur zum Bachelor mit Auszeichnung an Fernuni Hagen
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Hagen. . Markus Grothoff ist der erste Einser-Absolvent ohne Abitur an der Fernuni Hagen. Der 29-Jährige ist Software-Entwickler. Er hat einen Realschulabschluss, machte eine Lehre zum Bürokaufmann und bildete sich zum Betriebsinformatiker weiter. Nun hat er den Bachelor in der Tasche - mit Note 1,0.
Da muss schon einiges zusammenkommen. Eine Prise Zufall, ein gutes Stück Talent, ordentlich Energie und Motivation. Und die passende Institution. Dann geht das wohl. Dann kann jemand wie Markus Grothoff seinen Bachelor mit Auszeichnung und der Note 1,0 ablegen – als erster Absolvent der Fernuniversität Hagen, der kein Abitur hat. Und der der 29-jährige Hagener macht weiter: Nun strebt er den Master an.
Für seine Bachelorarbeit hat er Unit-Tests getestet. Es ist inzwischen üblich, dass Programme andere Programme überprüfen. Aber finden diese wirklich alle Fehler? Um das herauszufinden, veränderte Grothoff automatisiert Quelltexte von Programmen – was gar nicht so leicht ist, weil der Quelltext weiterhin die syntaktischen und semantischen Regeln der entsprechenden Programmiersprache erfüllen muss. Dabei benutzte und erweiterte der Hagener ein am Lehrgebiet Programmiersysteme unter Leitung von Prof. Friedrich Steimann entwickeltes Framework, das schon in anderen Abschlussarbeiten Verwendung fand.
Schon als Schüler Spaß an Computern
Markus Grothoff ist also Software-Entwickler. Seit einem Jahr arbeitet er in einer Wittener Firma. Für den Job spielte sein Studium eine große Rolle. Aber Entwickler war er schon vorher. Das ist der Zufallsfaktor in seiner Geschichte: Nach dem Schulabschluss an der Realschule Emst machte Grothoff eine Lehre zum Bürokaufmann, arbeitete ein Jahr im Ausbildungsbetrieb und ging zur Bundeswehr.
Neue Gebäude der FernUni Hagen
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Und weil er schon als Schüler Interesse an Computern hatte und zum Spaß programmierte, bildete er sich zum Betriebsinformatiker weiter. Ein Dozent einer Weiterbildungsmaßnahme vermittelte ihm ein Praktikum als Software-Entwickler, aus dem sich eine feste Anstellung entwickelte.
Hochschulabschluss mit Realschulabschluss
Ein schöner Erfolg. „Aber dann stellte ich fest, dass mir einige theoretische Grundlagen fehlen“, sagt der 29-Jährige. „Doch eine Ausbildung zum Fachinformatiker hätte sich für mich nicht rentiert“, erzählt er. Sollte er also das Fachabitur nachholen und dann studieren? Er belegte zunächst mehrere Kurse an der Fernuni. Als Akademiestudent. „Und dann packte mich der Ehrgeiz“, erzählt er. Je mehr Kurse er bestand, desto stärker wurde sein Wunsch nach einem Hochschulabschluss. Und in Kombination mit seiner Ausbildung und der Berufserfahrung ermöglichten die erfolgreichen Kurse ihm genau das.
Gut für die Karriere von Markus Grothoff als Software-Entwickler
Erst arbeitete er Vollzeit und studierte nebenbei, dann kehrte sich das Verhältnis um. Das machte der Arbeitgeber möglich. Leicht war es trotzdem nicht. Weil teilweise doch die mathematischen Grundlagen aus der gymnasialen Oberstufe fehlten. Das Fernuni-Konzept des Lernens zu Hause erwies sich weniger als Problem: „Ich komme ja aus der Praxis und bin gewohnt, mir die Dinge selbst anzueignen.“ Und Motivationsschwierigkeiten gab es auch keine: „Ich habe mich ja selbst dafür entschieden. Es war mein starker Wunsch, Informatiker zu sein.“
Fakultät mit Studium ohne Abitur auf dem richtigen Weg
Ist das wichtig für die Karriere? „Bei der Softwareentwicklung ist Erfahrung wahrscheinlich noch entscheidender als ein Hochschulabschluss. Aber ich stehe natürlich gut da, wenn ich beides bieten kann.“ Dies zu ermöglichen, ist eine Aufgabe der Fernuniversität. „Ob man für ein Studium geeignet ist, zeigt sich im Studium selbst und nicht durch ein Abitur“, sagt der Dekan der Fakultät für Mathematik und Informatik, Prof. Werner Kirsch. „Wir sind stolz auf solche Studierende – und wir sehen auch, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
Seit dem Wintersemester 2010/11 wurde der Zugang zum Studium für beruflich Qualifizierte erheblich erweitert. Meisterinnen und Meister sowie beruflich Qualifizierte mit einschlägiger Berufserfahrung können seither sofort ein Bachelorstudium aufnehmen, für andere Interessierte bestehen weitere Möglichkeiten. Genauere Informationen gibt es bei der Fernuniversität Hagen, Telefon 02331-987 2444.
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